Persönlichkeitsentwicklungsstörungen bei Kindern

Fach Fach

Klasse 13

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 06.03.2018

Schlagwörter

Psychologie

Zusammenfassung

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen aus der Sicht der Psychiatrie, Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen der Psychotherapie, Psychologie und Psychiatrie, sehr viele Praxisbeispiele enthalten

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen bei Kindern

Ursache: Die Persönlichkeitsentwicklungsstörung entsteht durch einen permanent (= durchgehend) divergieren (= verbiegenden) Erziehungsstil. Das Kind wird durch einen bestimmten Erziehungsverlauf geformt z.B. Verwahrlosung) Nicht nur inhaltlich, auch zeitlich-dynamisch kommt ein Erziehungsstil zu tragen. - Langzeitliche Trigger (= Auslöser einer Reaktion) wirken verbiegend.

Metapher - Ein Baum auf einer Landstraße: Ein junger Baum wird in die freie Landschaft auf einer Landstraße gepflanzt. Er will gegen den Himmel wachsen. - Viel Wind bläst auf ihn ein. Über ein Jahrzehnt hindurch bläst der Wind nun nur in die eine Richtung. - Schön langsam wird sich der Baum verbiegen und nach dem Wind formen. Permanent vernachlässigender Erziehungsstil. - Der Baum ist den Einflüssen seiner Umwelt ausgesetzt - den vielen Autos die jeden Tag auf der Straße fahren sowie dem Wind der immer nur von hinten bläst.

Jeder wird seine Kinder anders, nach seinem Gutdünken, erziehen und jeder wird Fehler machen. Ich habe mir schon viele Jahre aus verschiedenen Gesichtspunkten - als Arzt, Pädagoge und Vater - Gedanken über eine gute Erziehung gemacht, Fehler gemacht und immer wieder neue Erkenntnisse bekommen.
Eine gute Erziehung sollte vor allem 4 Dinge gewährleisten:

Imitationslernen: Imitationen im Sinne der Nachahmung von Verhalten, vom gesamten Umfeld. Die entsprechende Vorbildhaltung wird in unser Ich eingebaut Nicht nur die Familie ist für uns Vorbild, auch Lehrkräfte, ob sie es wollen oder nicht, oder andere Personen.

Man muss Stellung beziehen, die Kinder haben ein Anrecht auf Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit und einen Standpunkt in der Erziehung. - Wenn Eltern ein Weltbild vermitteln wollen müssen sie es auch vorleben vorleben ihres Lebensstils).

Bsp. - Wenn beim Abendessen das Telefon läutet und Professor Friedrich lässt sich verleugnen: Wenn beim Abendessen das Telefon läutet und Professor Friedrich lässt sich verleugnen dann darf er sich nicht wundern, wenn sein Sohn bei der Frage nach der Schularbeit ebenfalls nicht die Wahrheit sagt.

Versuch-Irrtum-Lernen: Die Ermöglichung des Versuch-Irrtum-Lernens ist sehr wichtig für das Kind. -Eigene Erfahrungen machen, -eine eigene Art des Lebens entwickeln - nicht nur das Alte und Gesagte von den Erwachsenen übernehmen.

Ungestraftes und unbestraftes Exerzier- und Übungsfeld und Selbsterprobung, auch Experimente sind für die Festigung der moralischen Urteilsfähigkeit ausschlaggebend Sie sind Voraussetzung für die Ausbildung der Fähigkeit eigene Entscheidungen treffen zu können.

„Echte“ Lügen: Kinder müssen „lügen“ lernen. - Es gibt einen Unterschied zwischen „echten“ und „unechten“ Lügen. - Vor dem Schuleintritt gibt es nur unechte Lügen Die Realitätssicht der Kinder ist noch nicht stabil.

Die Kinder kalkulierbaren Gefahren aussetzen: Kinder kalkulierbaren Gefahren auszusetzen ist sehr wichtig - sie führen zum -Abschätzenlernen von Gefahren und -Vorausdenkenlernen.

Bsp. - Einen 6-jährigen die Zeitung holen lassen: Ich werde natürlich kein 3-jähriges Kind zum Zeitungholen hinausschicken, aber einen 6-jährigen schon. Die 1. beiden Male werde ich mitgehen und alles erklären („Wenn du über die Straße gehst musst du zuerst nach links, danach rechts schauen.“) und kalkulierbare Dinge besprechen („Wenn es die einmal unheimlich wird kannst du auch einmal die Straßenseite wechseln und nicht nur, wenn du jemanden nicht grüßen willst.; „Du kannst in dieses und dieses Geschäft immer hineingehen, dort druckt dein Vater seine Bücher, dort ist die Friseuse, die deinem Vater immer die Haare schneidet). - Beim 3. und 4. Mal werde ich vor der Haustür stehen bleiben und beim 5. Mal werde ich nur noch aus dem Fenster schauen.

Aufgeben der Verhör-Erziehung: Aufgeben der Verhör-Erziehung heißt z.B. keine No-Na-Fragen stellen! - Wenn ich das Kind von der Schule abhole und sehe, dass es mit traurigem Gesicht und gesenktem Blick auf mich zukommt, werde ich nicht fragen: „Na, wie ist die Mate-Schularbeit gelaufen?“ - Ich werde dem Kind zeigen, dass ich es kenne. Ich werde ihm zeigen, dass ich es verstehe und die schlecht gelaufene Schularbeit nichts an meiner Beziehung zu ihm ändert. Ich werde ihm aber auch Angebote machen und Lösungsvorschläge anbieten (Hast du einfach zu wenig gelernt oder brauchen wir eine Nachhilfe?“).Unterstützung und Ehrlichkeit erleichtert. Ich werde ehrliches Interesse am Kind zeigen. - Ich werde nicht fragen, „Na, was war heute in der Schule los?“ und froh sein, wenn das Kind sagt „Eh nix.“, sondern ich werde es wirklich fragen, was ich wissen will. Das Kind merkt dann, dass es nie wirklich wichtig ist.
Verwahrlosung

Verwahrlosung entsteht durch einen permanent divergierenden (= verbiegen) Erziehungsstil. - Verwahrlosung heißt keine ausreichende Versorgung - Vernachlässigung zu erhalten. Der Mensch ist wie Hardware und braucht Programmierung um ein soziales Lebewesen und lebensfähig zu werden.

Mangelverwahrlosung steht im Gegensatz zu
Luxusverwahrlosung.

Mangelverwahrlosung:

Verzicht lernen, Bedürfnisse aufschieben, dass kann ein Verwahrloster nicht.Der Verwahrloste kann nicht aufschieben - er will möglichst rasch maximalen Gewinn. Er hat den Charme jeden einzuwickeln.

Die Struktur des Über-Ichs, das Gewissen ist bei Verwahrlosten nicht oder nur geringfügig erlernt und ausgeprägt (z.B.: Diebstahl ist okay.Das Kind hat ein falsches „Gewissen”). Dies macht auch die therapeutische Arbeit sehr schwer. - Terminvereinbarungen, nicht auf die Stunde, sondern auf den Tag, werden nicht eingehalten.

Frühverwahrlosung versus spätere Verwahrlosung:
Frühverwahrlosung: Die Frühverwahrlosung passiert bis zum 4. Lebensjahr. Es wird kein „Gewissenskleid “ grundgelegt.

Wie kommt es zu Verwahrlosung?
Die Geborgenheit bei Stabilität fehlt.
Bsp.: Ein Kind wird nicht gewickelt, es kommt ins Krankenhaus, ist dann wieder zu Hause.

Das Kind erfährt einen Mangel des Urvertrauens.

Urvertrauen nach ERIKSON: Das Baby oder Kind bekommt Liebe und Zuwendung seiner selbst willen. Es muss nichts dafür geben; ruht in sich selbst, lebt in Nirvana-Gefühl.

Später kann das Kind auf frühere Sicherheit zurückgreifen. - Der Liebes- und Zärtlichkeitsspeicher des Kindes führt zur Ausbildung eines Selbstbewusstseins, es verlässt sich nun auf sein Urvertrauen der Welt gegenüber.

Das Urvertrauen bildet sich im 1. Lebensjahr aus. - Wir sehnen uns nach diesem Gefühl zurück. Verwahrloste verbleiben immer in Sehnsucht. Wird die Erfahrung des Urvertrauens nicht gemacht, ist an dessen Stelle ein Urmisstrauen. Dies kann durch andere Erfahrungen nicht wieder rückgängig gemacht werden, nur verbessert werden.

Der Verwahrloste macht diese Erfahrung des Urvertrauens nicht, er bekommt keine
optische,
akustische,
berührende Anregung. - Eine Verkrümmung des Sensoriums
(= allgemeinste Bezeichnung für die Gesamtheit aller sensorischen Mechanismen in Sinnesorganen und Nervensystem) ist die Folge. - Ein Zurückbleiben der Entwicklungsstadien und somit auch der Entwicklung des Gehirns.

Vulnerabilitätskonzept: Die Beeinträchtigung der Entwicklungsstadien (z.B. Fehlen von früher Bindung) führt zu einer erhöhten Verletzlichkeit.

Fragestellung: Welches Ergebnis hat die frühe Wunde?

Experiment - Kleine Katzen: Bei ein paar kleinen Katzen wurde eine gewisse Zeit lang alle optischen Reize ausgeschalten ( die Augen wurden zugeklebt).Die Dendritenentwicklung in diesem Bereich blieb aus und die Katzen waren zurückgebliebenBestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten wurden nicht entwickelt und angelegt.

Spätere Verwahrlosung: Bei der späteren Verwahrlosung ist der Kern vorhanden, aber es wird nicht darauf aufgebaut. - Ein „falsches Gewissen” wird gebildet.

Verpflichtung in der Erziehung Ordnung, zwischenmenschlicher Umgang, Rücksichtnahme fehlen.

Die spätere Verwahrlosung passiert um das 5., 6. Lebensjahr.

Verwahrlosten fehlt die Wahrnehmungsfähigkeit.

Walter SPIEL war der Vorkämpfer der Verwahrlosungsforschung in den 30iger Jahren. - SPIEL hat jahrelang in einem Kinderheim mit verwahrlosten Kindern gearbeitet, mit ihnen gebastelt, gespielt und diese beobachtet. Es war die Zeit der gesellschaftlich politischen Verwahrlosung nach 1927, kein Geld war vorhanden. - Es war extreme Not in Mitteleuropa.

Untersuchungen von Rene SPITZ über Armen- und Waisenhäusern zeigten Hospitalismus. Die Kinder haben sich selbst Befriedigungsrituale gesucht - sie hatten Ticks. Viele sind verkümmert und gestorben.
Von dorther kommt die Forschung der Frühverwahrlosung.

Wenn der Mensch keinen Körperkontakt hat, verkümmert Als Erwachsener wird er sich alles nehmen, was er will.
Verwahrloste haben tiefes Leck an Emotionalität.

Die Nacherziehung kleinster Notwendigkeiten - wie z. B. Grüßen etc. - ist erforderlich. - Es kann nur mehr ein Surrogat (= Ersatz meist im Sinn des Minderwertigen, bildungssprachlich für: behelfsmäßiger, nicht vollwertiger Ersatz) angelegt werden, es kann niemehr richtig ersetzt, weil der richtige Zeitpunkt versäumt wurde.

Verwahrloste haben eine Alexithymie. - Das ist ein Nicht-lesen-können in Gefühlen - in eigenen und fremden Gefühlen.

Verwahrloste experimentieren, können die Tragweite nicht abschätzen.

Therapie: Bei „Psychiatrieanfängern” sind die Verwahrlosten im Mittelpunkt. Sie erklären einen immer zum besten Menschen der Welt, erzählen was sie schon alles hinter sich haben, zählen alle Therapeuten auf bei denen sie schon waren - darunter große Namen - und niemand konnte sie bis jetzt so gut verstehen, wie man selbst.Niemand war bis jetzt imstande Manko zu erkennen und zu helfen. Sie geben einem damit ein enormes Selbstbewusstsein. - Das fasziniert einen, man will sie auf „richtigen Weg” führen. Verwahrloste können sofort erkennen, wie sie eigenen Vorteil aus Situation ziehen können. Man muss sehr vorsichtig sein!

  • Kommen jedoch 1. Forderungen, dann klappt das Ganze ins Gegenteil um. Die therapeutische Arbeit mit Verwahrlosten ist sehr schwierig.-Sie leben in den Tag hinein, -gehen nicht zur Schule, -schnorren, denken nicht an morgen. Verwahrloste haben mangelnde Arbeitsmoral. - Die Spielregeln im täglichen Zusammenleben müssen auch gelernt werden (kleine Kinder müssen erst aufzuräumen, dann ihre Aufgabe zu machen,…)
    Kinder sollen erlernen, dass Arbeit auch Spaß machen kann, es ist nur die Frage, wie man sich Zeit einteilt.
    Pünktlichkeit allein nur auf den Tag - gar nicht auf die Stunde - wird nicht eingehalten. Forderungen und Ratschläge werden nicht angenommen.Sie sagen schnell sie geben zu einem anderen Therapeuten und tun dies auch in der gleichen Schnelligkeit. - Man erfährt es dann zufällig. - Therapie soll Betreuung sein, wodurch Bindung entsteht, die dem anderen nichts abverlangt. Verwahrloste haben ein erhöhtes kreatives Potential
    Verwahrloste Jugendliche bekommen kein Lob, keine Bestätigung, sie müssen sich Bestätigung holen. - Dafür tun sie alles!

Heute wird Verwahrlosung früher erkannt. Die Sozialarbeit ist gezielter und mit mehr Nachsorge Es gibt nichtmehr so viel Mangelverwahrlosung.

Luxusverwahrlosung: Das Kind bekommt materiell alles, aber keine Zuwendung. Es schaut uns scheinbar von oben herab an. - „Ich habe es nicht notwendig zu arbeiten, ich habe Erbe und Geld, das für ein Leben reicht.Die Lösung der Eltern häufig ein Luxusinternat, wo die Kinder ein Abschlusszertifikat bekommen.

Bsp. - Eine Mutter kam mit ihrem 13-jährigen Sohn in Professor Friedrichs Praxis, weil sie sich mit ihm nicht mehr zu helfen wusste: Eine Mutter kam mit ihrem 13-jährigen Sohn in Professor Friedrichs Praxis, weil sie sich mit ihm nicht mehr zu helfen wusste.Der Junge wechselte von Internat zu Internat und flog aus jeder Schule, er nahm Drogen… . Er bekam alles, was er nur wollte, er musste nur mit dem Finger schnippen.Der Junge erzählte Professor Friedrich, dass er in dem Gelände wo sie wohnten eine eigene Gokart-Bahn und auch ein eigenes Modellauto hatte, er konnte tun was immer er nur wollte. Die Mutter hatte sich vom Vater scheiden lassen und hatte deshalb ein schlechtes Gewissen dem Sohn gegenüber. - Sie Bemühte sich Vater und Mutter zu ersetzen und erfüllte dem Sohn deshalb jeden nur erdenklichen Wunsch.