Kulturpsychologie

Fach Fach

Klasse 13

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 27.02.2018

Schlagwörter

Kultur Psychologie Forschung

Zusammenfassung

Kulturpsychologie und ihre Phänomene, ausgewählte Experimente zur gewählten Thematik, Definitionen, Beispiele, Forschungsergebnisse, Forschungsstudien, Begriffs-Erklärung Wahrnehmung, genaue Erläuterungen

Definitionen, grundlegende Erläuterungen

Begriffe der Wahrnehmung, Kognition, etc. sind schwer zu definieren, weil sie auch im Alltag verwendet werden.
Wahrnehmung in psychologischen, wissenschaftlichen Sinn beruft sich auf den lateinischen Begriff „perception“, ebenso im Englischen.

Wahrnehmung

  • Ist immer subjektiv
  • Jeder lebende Organismus ist fähig zu Wahrnehmung.
  • Ist bereits ein Verarbeitungsprozess
  • Etwas sehen = Empfindung / sensation

Im Englischen: genaueste Unterscheidung sensation / perception.
Sensation is a procedure. Es wird verwandelt, transformiert. Sensation beinhaltet also schon die Idee einer Transformation.

Absolute Schwelle (Weber): minimalste Intensität, bei der etwas wahrgenommen wird.

Differenzschwelle: minimaler physikalischer Unterschied zwischen 2 Reizen, den eine VP in 50 % der Versuchszeit noch feststellen kann. JND= Just noticeable difference, gerade noch wahrgenommener Unterschied.

Sensory adaption: Anpassung an die Sinneswahrnehmung. Das heißt, man ist z.B. längerer Zeit einem Sinnesreiz ausgesetzt, dann geht die sensitive Bereitschaft runter („man stumpft ab“).

Sensory discrimination: Unterscheidungsmöglichkeit gegenüber Sinnesreizen. Selektionsvorgänge treten ein, immer selektierte Wahrnehmung, man kann gar nicht alles aufnehmen und verwerten: Auffinden eines Reizes, andere Signale werden unterdrückt.

Man nimmt auch wahr, wenn man es gar nicht mitbekommt. Vgl. dazu frühere Werbung im TV, Spots waren kürzer als 1 sec., nicht gesehen, aber wahrgenommen. Äußert sich beispielsweise im Traum (vgl. Psychoanalyse – Freud)
-> Subliminal perception= perception without awareness. Subliminal= Unterschwellig

Perception is the way that sensory information is chosen* and transformed so that it has meaning.

  • Chosen………Auswahl nicht bewusst

Aufmerksamkeit ist immer selektiv. Man könnte nie alles verarbeiten.

Bereitschaft, Erwartungshaltung

perceptual set, mental set, motor set

perceptual set: Bereitschaft, auf einen bestimmte Reiz auf bestimmte Art und Weise zu reagieren, auch aufgrund vorangegangener Erfahrungen – kulturell (mit anderen Menschen gemeinsam) und individuell (aufgrund meiner Erfahrungen reagiere ich so). Kulturen ändern sich in der Zeitdimension.

Mental set: bezieht sich auf mehr oder weniger permanente mentale Einstellung. Man hat negative Erwartungshaltung trotz intensiver Vorbereitung. Ähnlich der self-fulfilling-prophecy.

Beispiele:

  • Menschen, die den Krieg erlebt haben reagieren mit Angst und Schweißausbruch auf Sirenengeheul (perceptual set)
  • Tennisspieler ist in Stellung, um den Ball des Gegners anzunehmen (motor set)
  • Schüler-Prüfungsangst, kann Test trotz Wissen nicht bestehen (Blackout) obwohl er gelernt hat (mental set)
  1. Teil:

Beobachtung:

  • Unsystematisch: einfach beobachten (zb Kindesentwicklung) , keine Systeme, später finden sich aber vielleicht Regelmäßigkeiten,
  • Systematisch: wie Judy S. Deloache, Massenuntersuchungen, schreibt dazu Artikel.
    Vorher aber noch eine kurze Begriffserläuterung:

Begriff „Symbol“ im Engl. Sehr vage benutzt, im Dt. wird ein feinerer Unterschied gemacht zwischen Symbol und Zeichen.
Ein Zeichen steht für etwas, bildet ein wahrnehmbares Ereignis ab (z.b. Buchstabe).
Symbol steht für viel mehr. Bsp.: Nixe steht nicht für eine Figur, sondern für eine Idee, eine Reihe von Assoziationen wird hervorgerufen

„Mind full of symbols“

Art und Weise, wie man lernt, das ein Ding ein anderes repräsentiert. Was dabei herauskam ist, dass sehr junge Kinder die Realität mit der Symbolik zusammenwerfen. Verhalten sich in sonderbarer Weise gegenüber der Realität und dem Abbild.
Judy Deloache beschreibt nicht, wie Kinder Symbole lernen, sondern wie sie beginnen, zu unterscheiden zwischen der Realität eines Gegenstandes und seiner Repräsentation, sei es als Bild, Projektion, Modell oder Zeichnung. Es ist nicht so leicht, dass ein Kind ein Foto einen Apfel in Originalgröße mit einem Apfel (real) verwechselt. Babys greifen bspw. Auch nach dem Foto, weil sie es für einen echten Apfel halten. Diskriminierung zwischen diesen beiden Dingen ist also nicht ausgereift.
Artikel handelt also von Repräsentationen, nicht von Symbolen !

Experiment:

Modell eines Zimmers konstruiert, genau wie das Zimmer, das sie als Labor benutzt, alles in Miniaturform nachgebaut, gleiche Möbel, Einrichtungsgegenstände. Kleines Kind wurde dazu eingeladen, in dem Zimmer zu spielen, den Raum kennen zu lernen. Hinter einer Pflanze war ein kleiner Hund „little Snoopy“. Kind fand Hund, spielte mit ihm, dann stellte man ihn wieder hin. „Finde den großen Snoopy!“. In dem großen Raum war ein großer Hund, an genau der gleichen Stelle wie im kleinen Zimmer. Erwartet hätte man, dass das Kind gleich zu der Stelle hingeht und die Puppe holt.

Aber:

3-jährige handelten so, holten gleich den Hund hervor.
2 ½ Jahre: suchten den Hund, hatten aber keine Ahnung, wo sie suchen sollten. Bereitschaft zu suchen war allerdings da.
Zurück in dem kleinen Raum konnten sie den kleinen Hund dort gleich wieder finden.

Interpretation:

Autorin wollte Gedächtnisuntersuchungen machen, eher in diese Richtung gehen und dann kam sie zu dem Ergebnis, dass es nicht so mit Gedächtnis, Erinnerung zu tun hat sondern mit Symbolverständnis. Beziehung zwischen den beiden Räumen war also nicht gelungen. Überraschendes Ergebnis. Experiment wurde wiederholt, man kam zu dem Schluss, dass in diesem halben Jahr eine kognitive Entwicklung statt findet, die das dann möglich macht.
Ein Objekt kann ein anderes vertreten, es geht um Substitution.
Ab wann kann ein Gegenstand einen anderen vertreten?
Schwierigkeit, die überwindbar und erlernbar ist, ist inhärent in der Dualität, die in allen symbolischen Objekten innewohnt: Sie sind real und gleichzeitig Repräsentation etwas anderes.
Bild eines Apfel wäre Repräsentation und das Bild wiederum ist ein Gegenstand, den man anfassen kann.
Um das zu verstehen, muss man beides lernen.

Hier sind wir bei Gehirnvorgängen angekommen.
Wahrnehmung als Gegenstand und Wahrnehmung, zu erkennen, das die Abbildung des Apfels etwas darstellt, was ich nicht gesehen habe.

Bsp: Bild eines Dinosauriers:

Niemand hat je einen gesehen. Trotzdem – über die Darstellung hinweg – können wir uns ein Bild davon machen, wie sie aussehen.

Kleinkind (9 Monate) möchte Apfel vom Bild herunternehmen, was in dem Baby dabei vorgeht, können wir nicht erfassen, nur interpretieren. Wir können beobachten, dass das Foto einer Abbildung eines Schuhes das Kind dazu bringt, dass es versucht, seinen Fuß in den Schuh des Bildes zu bekommen.

Konsequenzen aus vieler solcher Beobachtungen bezüglich kognitiver Entwicklungen bei Kindern:

Kleine Kinder können nicht unterscheiden zwischen den beiden Dingen. Ebenso bei Haustieren, wenn man ihnen einen Spiegel vorhält.
Auditive Aufnahmen von bellenden Hunden, spielt man das den anderen Hunden vor: man merkt, wie Hund Ohren spitzt, Kopf schief legt, intensive Reaktion darauf.

Rachel Gelman:

Kinder in natürlicher Umgebung, an Elfenbeinküste, man gab ihnen Bilder vor, reagierten gleich wie US-Kinder.

Kinder können gut unterscheiden, aber ohne die Gegenstände zu benennen, rein visuell unterschieden können sie. Haben sie die Wahl zwischen wirklichen Objekt und Abbildung- sie bevorzugen den realen Gegenstand, aber sie wissen nicht wirklich, was Fotos sind und wie sie sich genau unterscheiden. Als Referenden bezeichnet man den Begriff, auf den sich eine Abbildung bezieht. Sie beginnen dann das alles zu untersuchen. Manche lehnen sich darüber und berühren z.B. mit den Lippen die Flasche auf einem Bild. Aber nur, wenn sie gut abgebildet sind (hohe Qualität, Darstellung naturalistisch, farbig) Ebenso bei Videos. (Alter????)

9 Monate alte Kinder vor Fernseher: griffen danach,
18 Monate: Babys können auf Bilder zeigen, sie benennen oder andere fragen, was oben ist, wollen wissen, wie die Gegenstände heißen, also auch Entwicklung in der Sprachentwicklung, im Sprachzentrum stattgefunden.
18-30 Monate: mit kleinen Objekten spielen – oftmaliger Größenirrtum findet statt. Kind erkennt Modell eines Stuhles in Miniaturform, will sich draufsetzen, funktioniert aber nicht richtig
Gulliver-errors -weil es an Gullivers Reise ins Lilliput Land erinnert, der auch nicht so zurecht kommt.

1997: zusammen mit Team folgendes Experiment:

Kinder , 2 ½ Jahre, Elterneinverständnis.
Man sagte den Kindern, die Leiterin habe eine Maschine, mit der sie alles verkleinern kann. (Magical machine, amazing shrinking machine). Kinder glaubten das.
Wenn es möglich ist, dass man die Dinge schrumpfen kann und die Kinder das glauben, dann muss das kleine Objekt das gleiche Objekt sein, kein Abbild oder Repräsentation. Das Kind muss also erkennen, dass das Objekt das gleiche bleibt.

Ergebnis:
Spielzeug und ein großes Zelt in Mini-Form. Zeigten Kindern dieses Spielzeug und das Zelt, führten Kinder in Nebenraum (to wait while the amazing shriking machine does is work). Wenn sie zurückkommen: Anstelle des großen Zelts finden sie da kleine Zelt vor. Die Fähigkeit der Maschine wurde nicht angezweifelt, auch wenn sie nicht zuschauen konnten.
Die Kinder reagierte nun so, als ob sie die Identität des verkleinerten Gegenstandes ohne Zweifel annehmen könnten. Sie sollten Spielzeug suchen und sie suchten im kleinen Zelt, um es zu finden. Ohne Zweifel erkannt. Musten nicht mit Dualität (vgl. oben, scale model experiment) umgehen.

Umgekehrt auch möglich? Keine Berichte darüber. Es können Störvariablen zu völlig anderen Ergebnissen führen.

Forschungen können auch eine Anwendung haben:

Puppen verwenden um Kinder zu befragen in Forensischen Situationen (Sex. Missbrauch,…) – in den USA oft angewandt. Kinder sind dann oft schwer zu interviewen. Ein kleines Kind kann sich leichter tun, mit einer Puppe zu sprechen, nachstellen, nachspielen, ….
Voraussetzung: Fähigkeit des Kindes zur dualen Repräsentation. Damit das bei Kindern bis etwa 2 ½ Jahren möglich ist, wurde von vielen Wissenschaftlern angezweifelt, die mit Judy Deloache zusammengearbeitet haben (s. oben).

Vorschulkinder wurden befragt, ohne Puppe waren die Aussagen oft genauer !! Sie berichteten eher von falschen genitalen Berührungen wenn Puppen dabei waren.

Junge Kinder ( bis max 2 ½ Jahren) können ihren Körper nicht in Relation zu dem der Puppe sehen.

Experiment dazu:

Man klebte einen Sticker auf das Kind und das Kind sollte es an der gleichen Stelle auf der Puppe kleben. Es handelt sich also um einfache Situation, ohne Erinnerungsanforderung, kein emotional belasteter Vorgang, usw. Dies war eine Massenuntersuchung.
Im Alter 3 , 3 ½ Jahren haben sie es richtig platziert.
Jünger als 3 Jahre: weniger als 50% richtig platziert. Wahrnehmung einer Identität der eigenen Anatomie und jener der Puppe existiert also noch nicht.

(Quelle Scientific American August 2005 S. 60-65)

Bsp:
Kinder verwandeln sich durch Maskieren in Tiere, benehmen sich dann wie das Tier, Symbolik ist in gewissem Sinne vorhanden.