Psychologie iX
Intelligenz und Intelligenzdiagnostik
Psychologische Diagnostik
• festgelegte Testverfahren zur Bewertung von Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Persönlichkeitseigenschaften
• Geschichte der Diagnostik
o In China bereits vor 4000 Jahren: Kompetenzprüfung
o Galton 1869: Unterschiede v. Menschen in ihren Fähigkeiten: Intelligenzunterschiede sind quantifizierbar und objektiv korrelativ messbar
• Grundeigenschaften formaler Diagnostik
o Reliabilität: konsistente Ergebnisse des Instrumentes
o Validität: misst das Instrument das Richtige?
o Normstichprobe: für Interpretation der Einzelnen Ergebnisse
o Standardisierung: gleiche Anwendung d. Testinstrumentes + gleiche Bedingungen
Intelligenzdiagnostik
• Intelligenz: Allgemeine geistige Fähigkeit (schlussfolgerndes Denken, Planen, Problemlösen, abstraktes Denken, Verstehen komplexer Ideen, rasches Auffassen, Lernen aus Erfahrung)
• Ursprünge der Intelligenzdiagnostik
o Binet, Simon 1905: 1. Intelligenztest. (Unterscheidung normale und entwicklungsverzögerte Kinder, Berechnung von Intelligenzalter, Aufgaben: kein auswendig gelerntes Wissen)
o IQ-Tests: IQ ist numerisches, standardisiertes Maß der Intelligenz
Standford-Binet Skalen (nicht für Erwachsene) (Weiterentwicklung durch Stern: IQ=Intelligenzalter/Lebensalter mal 100) (Standartinstrument klinische Psychologie, Psychiatrie, Schulberatung)
Wechsler Skalen (alle Altersgruppen) (Kombination aus verbal+nicht verbal – Verbal IQ; handlungsbezogene Untertests – Handlungs-IQ; gut fu r Messung v. Entwicklungsverläufen)
Außergewöhnlich hohe oder niedrige Intelligenz: Heutige Berechnung d. IQ: Vergleich mit Altersgruppe, Mittelwert = 100
• Intelligenzminderung: ab unter 70 Einschränkungen in
Kommunikation und Eigenständigkeit geistige Behinderung. Ursachen: Genetik + Umwelt
• Lernschwäche: Differenz IQ – Leistung (Bsp.: LRS)
• Hochbegabung: ab 130; aber auch andere Faktoren: Kreativität, Zielstrebigkeit, Überdurchschnittliche Fähigkeiten
Intelligenztheorien
• Psychometrische Intelligenztheorien
o Psychometrie: Testen v. Mentalen Fähigkeiten und deren Beziehungen untereinander
o Faktorenanalyse: Faktorenreduktion; Ziel: Identifikation v. Grundlegenden Dimensionen; Resultat: Identifikation statistischer Regelmäßigkeit
o Spearman 1904: hohe Korrelationen d. Leistungen in verschiedenen IQ-Tests Faktor für allgemeine Intelligenz: g-Faktor – Grundlage jeder Intelligenzleistung; zusätzlich s- Faktoren (spezielle Fähigkeiten)
o Catell 1963: Aufteilung IQ in zwei unabhängige Komponenten: kristallene Intelligenz (Wissen); fluide Intelligenz (Fähigkeit d. Erkennung komplexer Zusammenhänge,
Fähigkeit, neue und abstrakte Probleme zu lösen)
• Intelligenz ist mehr als die traditionellen IQ-Tests messen!
• Sternbergs triarchische Intelligenztheorie
o Analytische Intelligenz: Informationsverarbeitung, Denken+ Problemlösen (Wissenserwerbskomponenten, Ausführungskomponenten, Metakognitive Komponenten)
o Kreative Intelligenz: Fähigkeit mit neuen Problemen umzugehen
o Praktische Intelligenz: (individuell, unterstützt von analytischer) Koordination von Alltagsanforderungen, Anpassung auf neue Umstände, Identifizierung von geeigneten Umständen, Gestaltung einer Bedürfnisgerechten Umwelt
o Kritik: Trennung praktische und kreative und nur umformulierter g-Faktor
• Gardners multiple Intelligenzen und emotionale Intelligenz
o 8 Intelligenzen: Logisch-mathematisch, Linguistisch, Naturalistisch, Musikalisch,
Räumlich, körperlich-kinästetisch, Interpersonal, Intrapersonal, Existenziell
o Wertschätzung in der Gesellschaft: westlich: logisch-mathematisch; Bali: musikalisch;
Japan: Interpersonal
o Kritik: Intelligenzen nicht wirklich unabhängig? Angeborene Talente gibt es nicht
• Emotionale Intelligenz: Komponenten: Emotionen wahrnehmen, einschätzen, ausdrucken
o Emotionen beim Denkvorgang unterstützend einsetzen
o Emotionen verstehen und regulieren,
o Emotionsregulation: wichtige Auswirkungen von emotionaler Intelligenz auf Denken und den Alltag
Intelligenz als Politikum, Diagnostik und Gesellschaft
• Die Geschichte der Gruppenvergleiche
o Goddart: Selektiver Ausschluss aus USA von Immigranten mit geistigem Defekt
• Intelligenz und Vererbung
o Untersuchungsmethode: Familien- und Zwillingsstudien
o Erblichkeitsschätzung: Wie viel Varianz erklärt durch Gene? Methode: 30-80% der Varianz im IQ zurückführbar auf Gene (zunehmende Erblichkeit im Laufe d. Lebens; Erklärung: genetische Anlagen entsprechende Umwelten)
o keine Erblichkeitsschätzung zwischen Gruppen (nur innerhalb) und zwischen einzelnen Personen möglich
• Intelligenz und Umwelt
o Gleiche Gene (Zwillingsstudien) komplexe Einflüsse der Umwelt
o sozioökonomischer Status hat viel Einfluss (intellektuelle Stimulation, Gesundheit)
o Anlage-Umwelt intellektuelle Leistungsfähigkeit (beidseitige Interaktion)
• Kultur und Validität des Intelligenztests
o IQ Prädiktor für: Note, beruflicher Status, Leistung im Beruf (=Erfolg in westl. Welt)
o zusätzlich zu direkt: indirekte Beeinflussung: hoher IQ-> mehr Motivation,
o Gruppenvergleiche nur möglich bei validierten IQ-Tests für jeweilige Gruppe
o Stereotyp-Threat: Bedrohung durch mögliche Bestätigung des Stereotyps
• Diagnostik und Gesellschaft:
o Ziel: Genaue Diagnose ohne Fehler
o Objektivität (standardisierte Tests)
o Kritik bei Tests: Konsequenzen bei Entscheidungen anhand von Tests sind für manche höher als andere; bei Bildungsergebnissen: mögliche Manipulation der Daten; Test Wert wird fälschlicherweise als unveränderliches Personenmerkmal aufgefasst