Entwicklungspsychologie - Wygotski und Bruner - kognitive Entwicklung

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Klasse 11

Autor teststef791

Veröffentlicht am 17.02.2018

Schlagwörter

Entwicklungspsychologie Wygotski Bruner

Zusammenfassung

Das Referat stellt die Theorien zur kognitiven Entwicklung von Lev Wygotski und Jerome Bruner im Rahmen der Entwicklungspsychologie vor und behandelt und vergleicht diese kritisch. Dabei wird auch auf das Stufenmodell von Jean Piaget Bezug genommen.

Entwicklungspsychologie - Wygotski und Bruner

Wygotskis Theorie der kognitiven Entwicklung

„Der Weg vom Objekt zum Kind und vom Kind zum Objekt verläuft über eine andere Person.“

Der russische Psychologe Lev Wygotski weist in seiner Theorie auf die wichtige Funktion der sozialen Umgebung bei der kognitiven Entwicklung des Kindes hin.
Wygotski sieht den Menschen in einen sozialen Kontext eingebunden, ohne den sich sein Verhalten nicht erklären lässt. Er stellt daher bei seinen Untersuchungen das Kind nicht allein in den Mittelpunkt, wogegen bei Jean Piaget Entwicklung primär als Aktivität des Individuums gilt, und die Umwelt lediglich als ein Faktor, der die Entwicklung des einzelnen beeinflusst.

Nach Wygotski beeinflusst der soziokulturelle Hintergrund wie gemeinsame Werte, Bräuche, Bevölkerungsdichte, soziale Schichtung usw. die Erfahrungen des Kindes genauso wie die materiellen Bedingungen seiner Umwelt.
Besonders stellt er die Bedeutung des Einflusses anderer Personen auf die Entwicklung des Kindes dar. Seine Theorie widerspricht zwar Piagets Vorstellungen vom entdeckenden Lernen nicht, doch beschreibt er im Gegensatz zu Piaget die wichtige Rolle der sozialen Interaktion, mit Erwachsenen oder fähigeren Kameraden bei der kognitiven Entwicklung des Kindes. In diesem Zusammenhang definiert er die Zone der proximalen Entwicklung.
Dabei unterscheidet er zwischen einem tatsächlichen, momentanen Entwicklungsstand, den das Kind erkennen lässt wenn es alleine arbeitet, und dem Entwicklungspotential des Kindes. Als Entwicklungspotential versteht er, was das Kind unter optimalen Bedingungen, unter Anleitung eines kompetenten, fördernden Vermittlers lernen kann. Der Unterschiedsbereich zwischen diesen beiden Ebenen ist die proximale Entwicklungszone.
Die kognitive Entwicklung eines Menschen optimal zu fördern, heißt das Spektrum seiner Entwicklungszone zu erkennen in welcher der Fördernde agieren soll.

Kritik an Wygotskis Theorie
Wygotski integriert in seine entwicklungspsychologische Theorie Erkenntnisse aus Soziologie, Wirtschaft, Politik und vielen anderen Wissenschaftsgebieten, zu einem umfassenden Kontext, der die Entwicklung der Kinder nicht nur beeinflusst. Der Kontext definiert ihre Aktivitäten und ihre Erfahrungen. Jedoch gilt die Definition der proximalen Entwicklungszone als vage. Zwar beschreibt sie anstelle einer statischen Bewertung des Entwicklungsstandes eine dynamische Bewertung eines möglichen Entwicklungsniveaus, doch bereitet die Untersuchung zum Beispiel kultureller und historischer Kontexte Probleme. Auch wirft die Beurteilung des möglichen Entwicklungsniveaus Probleme auf, da diese kompliziert und zeitaufwendig sind.
Im Gegensatz zu Piaget vernachlässigt Wygotski weitestgehend den Einfluss der körperlichen Reife. Dies ist problematisch, da soziale Erfahrungen in der frühen Kindheit in einem anderen Maße stattfinden als in einem späteren Entwicklungsstadium und die Entwicklung nur in einem eingeschränkten Ausmaß beeinflussen können.

Jerome Bruners Theorie der kognitiven Entwicklung

Die Theorie Bruners befasst sich mit der Art und Weise, mit der Kinder die Umwelt in der sie leben nach und nach in kognitive Strukturen umwandeln, und Informationen verarbeiten, ordnen und speichern. Bruner ordnet die Art und Weise, in der Kinder sich ihre Welt erschließen in drei Entwicklungsstufen:
Die erste Stufe ist die enaktive Stufe. Das Kind begreift seine Umwelt durch einen handelnden Umgang mit ihr. Erkenntnisse werden aus körperlichen Erfahrungen wie Festhalten, Drehen und Bewegen eines Objektes gezogen. Wörter und Sprache spielen in dieser Phase des Erfahrens keine Rolle.
Die zweite Stufe ist die ikonische Stufe. Das Kind speichert und verarbeitet Informationen als bildhafte Vorstellung. Damit wird seine Wahrnehmung die Grundlage für seine Erfahrungen und Entscheidungen. Dabei können Farben, Licht und Lebendigkeit, Aufmerksamkeit erregen. Wie schon in der enaktiven Stufe spielt in der ikonischen Stufe Sprache noch keine Rolle.
Die dritte Stufe ist die symbolische Stufe. In dieser Phase ersetzen Symbolsysteme die bisher für Verständnis notwendige Handlung und Wahrnehmung. Zusammenhänge können durch Sprache und Logik dargestellt werden. So können bisherige Erfahrungen aus Handeln und Wahrnehmung in kurzer symbolischer Form, wie mathematische Formeln, dargestellt werden. In dieser komprimierten und einfachen Form können Informationen schneller und einfacher verarbeitet und umgesetzt werden und dabei auch in großen Mengen gespeichert und wieder abgerufen werden.

Nach Bruner verläuft die Entwicklung des Kindes von der enaktiven weiter zur ikonischen und zur symbolischen Repräsentationsstufe. Dabei betont er jedoch, dass Menschen in jedem Alter die einzelnen Stufen durchlaufen können, und Informationen nicht nur in symbolischer Form, sondern auch in enaktiver und ikonischer Form speichern können. Dabei kann die Art der bisherigen Erfahrungen bzw. die Art der aktuellen Erfahrung eine Rolle spielen. So können für Sportler enaktive Formen der Erfahrung eine größere Rolle als für Künstler oder Wissenschaftler spielen.
Hierbei unterscheidet sich Bruners Stufenmodell von Piagets Stufenmodell, in dem eine Stufe nach dem Abschluss der vorherigen erreicht, und im Rahmen eines bestimmten, zeitlichen Rahmens eingeordnet wurde.

Zu seiner Entwicklungstheorie führt Bruner noch Prämissen an. Er betont dabei, dass das Verhalten des Kindes mit dem Spracherwerb immer weniger von Außenreizen abhängt, da der Spracherwerb einen inneren Vermittlungsprozess zwischen Reiz und Reizverhalten herstellt.
Mit Bezug auf sein Stufenmodell stellt Bruner fest, dass kognitive Entwicklung von der Ausbildung eines internen Speicher- und Informationszentrums abhängt, mit dem die Wirklichkeit darstellt werden kann. Erst mit dem erlernen oder entwickeln eines Symbolsystems, wie beispielsweise einer Sprache, kann die Welt repräsentativ dargestellt werden. Damit ist der Mensch fähig, Hypothesen und Theorien zu entwickeln, sie logisch zu überprüfen und dabei über Eindrücke der realen Wahrnehmung hinauszugehen.
Wie Wygotski betont auch Bruner die Bedeutung einer systematischen Interaktion zwischen einem Anleiter und dem Lernenden für die kognitive Entwicklung. In einer Welt alleine zu leben ist nicht ausreichend für eine optimale Entwicklung. Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrer sind notwendig um Umwelt und Kultur mit dem Kind zu teilen und zu interpretieren.
Im Laufe der Entwicklung entsteht die Fähigkeit sich selbst oder anderen mit Mitteln der Sprache oder Symbolen, das eigene Tun und Vorhaben zu erklären. Mit dieser Selbstbewusstheit wird das Kind fähig, vergangene und zukünftige Aktionen zu beschreiben, oder mögliches Verhalten zu analysieren und deren Konsequenzen abzuschätzen.