Wirtschaftspolitk II
1.2.4 Umweltschutz
nur entscheidbar vor dem Hintergrund einer vorangegangenen Entscheidung über das Verständnis von Umwelt
Modalziel: Umwelt als natürliche Ressource, die möglichst effizient zu nutzen ist dient dem Wohlstandsziel; ist eher kurzfristig gedacht
Finalziel: Umwelt als Schöpfung mit einem Wert an sich
1.2.5 Zielbeziehungen
vertikale Zielbeziehung: Ziele haben auch Mittelcharakter und umgekehrt
horizontale Zielbeziehung:
• logische Zielbeziehungen
o Identität (kein Unterschied zwischen Zielen)
o Antinomie (das eine Ziel schließt die Erreichung des anderen völlig aus)
• technologische Zielbeziehungen
o Komplementarität (das eine Ziel begünstigt das andere)
o Neutralität
o Konflikt (das eine Ziel beeinträchtigt die Verwirklichung des anderen Ziels)
o
völlige Unabhängigkeit: nur in sehr wenigen Fällen
Bsp. zu Finalzielen:
Konflikt: Freiheit und andere Ziele
Komplementarität: sozialer Friede und soziale Sicherheit
1.2.6 Operationalisierung von Zielen
bisher sind Ziele sehr unklar formuliert
Operationalisierung (z.B. des Ziels Preisniveaustabilität) durch
• Konkretisierbarkeit (z.B. Güterpreise)
• Messbarkeit (z.B. Beobachtung der Güterpreise)
• Aggregierbarkeit (z.B. Preisindex)
nach der Operationalisierung Festlegung von Zielerreichungsgraden anschließend Problemidentifikation, Lösungsversuch, Erfolgskontrolle
1.2.7 Formulierung kollektiver Zielvorstellungen / sozialer Wohlfahrtsfunktionen für die Wirtschaftspolitik
soziale Wohlfahrtsfunktion, Präferenzordnung:
= aggregierte Zielvorstellung für eine Gruppe von Individuen oder Gesellschaft
Notwendigkeit:
Aggregation individueller Präferenzordnungen (Nutzenfunktionen) zu einer kollektiven Präferenzvorstellung (aggregierte Zielfunktion)
es gibt nicht nur Pareto-‐verbessernde Veränderungen
Problematik:
Abwägung zwischen Interessen der Gesellschaft (=Abbildung von Gerechtigkeitsvorstellungen der Gesellschaft)
Wahl zwischen Pareto-‐optimalen Zuständen
Bsp.:
O=status quo; A=Kraftwerksbau (sinkender Strompreis); B=Parkbau (sinkender Preis von Erholung)
Individuum 1: Individuum 2:
Zuordnung von Indexzahlen: Ordinale Nutzenwerte:
nur zwischen den Punkten C und D kann entschieden werden, hier gibt es Nutzenerhöhung für beide
z.B. E: H1 verbessert sich, H2 verschlechtert sich
Zielfunktionen des Staates:
= Aggregation und Gewichtung der Zielvariablen
Misery Index (Arthur Okung) = Elendsindex w=y1+y2 (w=Elend)
Ziel 1: Vollbeschäftigung (gemessen in der Arbeitslosenquote) Ziel 2: Preisniveaustabilität (gemessen an der Inflationsrate) Grenzrate d. Substitutuion:
Quadratische Funktion
w=(y1-‐y1)+(y2-‐y2)
Lösungsansätze:
1.2.7.1 Lexikographische Ordnung
• Hierarchie der Einzelziele wird gebildet und die Alternative gewählt, die das beste Ergebnis beim wichtigsten Endziel liefert
• bei gleich gut bewerteten Alternativen wird zusätzlich zweitbestes Einzelziel zur Bewertung herangezogen, usw.
• problematisch bei Mehrfachzielsetzung, im Kontext der Präferenzaggregation kaum akzeptabel
1.2.7.2 Pareto-‐Kriterium
• nur solche Aktionen werden durchgeführt, die mindestens ein Individuum besser stellen ohne ein anderes schlechter zu stellen
• Problematik:
o funktioniert nur bei extrem ungleichen Verteilungen
o keine Gewichtung der Interessen der Individuen und enthält keine Gerechtigkeitsnorm
o es können keine Entscheidungen getroffen werden, die zu einem Pareto-‐optimalen Zustand führen
1.2.7.3 Hicks’scher Optimismus
• man ignoriert die Verschlechterung, Benachteiligungen von Individuen
• man geht davon aus, dass spätere Entscheidungen die jetzt Benachteiligten ebenso begünstigen und sie dann im Vergleich zum Ausgangszustand besser dastehen würden
• Punkt E akzeptabel
• Bsp.: Abbau von Systemen der sozialen Sicherung für Wachstum einer dynamischen VW
1.2.7.4 Umverteilung zur Erfüllung des Pareto-‐Kriteriums
• Verlierer werden aus den Gewinnen der Begünstigten durch Umverteilung kompensiert
• Bsp.: Außenhandel
1.2.7.5 Kollektive Zielfunktion / Soziale Wohlfahrtsfunktion
Bentham:
• individuelle Nutzen werden aufaddiert und maximiert
• haben beide Typen dieselbe Wahrscheinlichkeit 0,5 und sind Akteure im Urzustand risikoneutral, so ist ihre Nutzenfunktion gerade die Bentham’sche Nutzenfunktion
• es ist die Wohlfahrtsfunktion, auf die sich risikoneutrale Mitglieder einer Gesellschaft einigen, die in einem Anfangszustand noch nicht ihren zukünftigen Status kennen
Rawls:
• Maximierung des Nutzens desjenigen Mitglieds der Gesellschaft, dem es am schlechtesten geht (Maximin-‐Kriterium)
• Ur-‐Situation, in der man noch nicht weiß, welcher Typ man sein wird
• Sind Akteure im Urzustand extrem risikoneutral, so ist ihre Nutzenfunktion gerade die Rawls’sche Nutzenfunktion
Vergleich der sozialen Wohlfahrtsfunktionen:
1.2.8 Präferenzaggregation und Unmöglichkeitstheorem
Präferenzaggregation:
= Erzeugung einer kollektiven Präferenzordnung (transitiv, vollständig, reflexiv) aus den individuellen Präferenzordnungen
demokratische Abstimmungsverfahren
Entscheidungsregel:
Eine Entscheidungsregel ist grundlegend, um rationale Wirtschaftspolitik zu betreiben
man braucht Zielfunktion, Präferenzordnung für Gruppe von Individuen
Absolute Mehrheit:
= 50% + 1 Stimme
oftmals keine Entscheidung
Relative Mehrheit:
= die meisten Stimmen gewinnen
Absolute Mehrheitswahl mit Stichwahl:
Bei drei Alternativen fliegt im ersten Wahlgang Alternative mit wenigsten Stimmen raus anschließend Stichwahl zwischen zwei übrigen Alternativen
Condorcet-‐Regel:
= Alternative, die alle anderen Alternativen mit der Mehrheitsregel schlägt, siegt paarweise Abstimmungen
Probleme: Reihenfolge der Abstimmung oft entscheidend (funktioniert nur bei eingipfeligen Präferenzen)
Borda-‐Regel:
= Alternative mit den wenigsten Punkten gewinnt, wobei die beste Alternative einen Punkt bekommt Problem: oftmals fehlende Transitivität, abhängig von irrelevanten Alternativen; unterstellt interpersonelle Vergleichbarkeit, da Rangziffernunterschiede zwischen den Individuen als gleichgewichtig angesehen werden
Anerkennungswahl:
Annahmen: man darf maximal zwei Stimmen abgeben; wer eine bestimmte Alternative am wenigsten präferiert gibt nur eine Stimme ab
Unmöglichkeitstheorem von Arrow:
„Es gibt keine Aggregation individueller Präferenzen, die den Anforderungen des universellen Definitionsbereichs, der Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen, dem Diktaturverbot und dem Pareto-‐Prinzip gerecht werden.“
Vier Forderungen von Arrow nach der Formulierung von Sen: F=Aggregationsbereich,
N=Individuen,
M=Zustände mit zugehörigen Ergebnissen,
R=Präferenzordnung eines Individuums (vollständig, transitiv, reflexiv) R=F(R1,…,Rn)
• universeller Definitionsbereich
F ist für beliebige Profile (R1,…,Rn) definiert (individueller Ansatz)
• Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen
kollektive Rangordnung eines Paares (x,y) von Zuständen hängt nur von individuellen Randordnungen dieses Paares und nicht von dritten Zuständen ab
• Diktaturverbot
es gibt kein i mit xRiy xRy ɏx,y
• starkes Pareto-‐Prinzip
Pareto-‐Kriterium verlangt, dass nur solche Alternativen gewählt werden, die bezüglich der Einzelteile nicht dominiert sind
xRiy ɏi xRy ɏx,y
• Transitivität von R
xRy yRz xRz
Aussage von Arrow: bei M>2 gibt es kein F, das an Anforderungen von Arrow erfüllt (Widerspruchsbeweis)
Anforderungen an Zielfunktion / Entscheidungsregel:
• vollständig: verschiedene Kombinationen, ein Vergleich muss möglich sein
• monoton: wird eine Alternative präferiert und es einige besser einschätzen, ist es immer noch besser
• unabhängig von irrelevanten Alternativen: Entscheidung zwischen Alternative 1 und 2 darf nicht von Alternative 3 beeinflusst werden