Organisation VII
- Verhalten und Anreize
Annahme der orthodoxen ökonomischen Lehre: Monetäre Anreize erhöhen die Leistung
Dagegen spricht:
- Blutspenden (soziale Normen)
- Widerwillen, für niedrige Löhne zu arbeiten
- Allgegenwärtigkeit von Fixlöhnen
Crowding-out -> Verdrängung von intrinsischer Motivation
Definition intrinsische Motivation: Spaß an der Tätigkeit selbst
Deci (1971): “one is said to be intrinsically motivated to perform an activity when one receives no apparent reward except the activity itself”
Experiment Deci (Psychologe):
College-Studenten spielen mit einem Puzzle in drei aufeinanderfolgenden Sitzungen.
- Teilnehmer konnten frei spielen
- Gruppe A: Teilnehmer wurden für Losen des Puzzles bezahlt Gruppe B: Keine Bezahlung
- Teilnehmer konnten frei spielen
Zum Zeitpunkt 3:
Gruppe A verbrachte weniger Zeit mit dem Spielen als Gruppe B
Vermutung: Anreize können intrinsische Motivation verdrängen
Cognitive evaluation theory
- Individuen haben Bedürfnis nach Kompetenz +Selbstbestimmung -> Verlust führt zu weniger Freude an Aktivität
- Ohne Belohnung: Intrinsisch motivierter Akteur führt Aktivität selbstbestimmt aus freiem Willen heraus
- Mit Belohnung: Bedeutung der Aktivität verschiebt sich zu dem Ziel, Belohnung zu erreichen
Selbst-Wahrnehmungstheorien - Individuen selbst über Motive nicht im Klaren (Lernen eingeschränkt rational aus ihren eigenen Handlungen über ihre Präferenzen)
- Mit Anreizen: Individuum führt Anstrengungen für Aktivität auf diese Anreize zurück
- Ohne Anreize: Individuum schließt aus eigener Anstrengung auf intrinsisches Interesse
Beide Ansätze:
Werden einmal gesetzte monetäre Anreize wieder abgeschafft, kann dies zur Verschlechterung gegenüber einer Situation führen, in der es nie Anreize gab
Entlohnungskomponenten: Monetär/ nicht monetär (materiell/ nicht-materiell)
Exkurs :(Neo-) Klassische Ökonomik - Individuen wählen Verhaltensalternative, die Nutzen maximiert -> homo oeconomicus
- Nur Ergebnis der Handlung entscheidend für Bewertung (Konsequentialismus)
Exkurs: Moderne Verhaltensökonomik (D. Ariely) - Geprägt durch experimentelle Forschung
- Individuen handeln egoistisch
- Viele haben soz. Präferenzen
Präferenz für reziprokes Verhalten / „Selbst- zentrierte Ungleichheitsaversion“
Reziprozität+ Motivation
Tendenz zu reziprokem Verhalten (pos./neg.): - Intentionalität beeinflusst Verhalten -> kann bewusst genutzt werden
Beachte: - „Vorleistung“ des AG nicht nur Gehalt
- Bedeutung der wahrgenommenen Unterstützung durch Organisation -> Perceived Organizational Support (POS) z.B. Interesse am Wohlergehen der Mitarbeiter
- Höhere POS -> Höhere Leistung (Meta-Studie von Rhoades/Eisenberger)
Reziprozität + Fairness
Equity Theorie: - Theorieansatz nach Adams
- Individuen streben nach gerechten Austauschverhältnissen
- I. stellt Verhältnis von eigenem Ertrag zum Aufwand dem Verhältnis einer Referenzgruppe
- Ungerechtigkeit löst Unzufriedenheit aus
Verhaltensökonomik: Ungleichheitsaversion in Präferenzen abgebildet - Interesse am eigenen Wohlergehen
- I. haben höheren Nutzen, wenn andere ähnlich hohes Einkommen erzielen
Fair-Wage-Effort Hypothese
Grundidee nach Akerlof (1982): - Mehr Anstrengung bei höheren Gehältern, auch wenn nicht mehr Geld verdient wird (Effizienzlöhne)
- Begründung durch: Ungleichheitsaversion, Reziprozität
- Beweis durch Laborexperimente
- Teamanreize
Gruppenleistung: oft nur Maße verfügbar, die Leistungsergebnis einer Gruppe messen (z.B.: Fließbandproduktion, Unternehmenserfolg)
Modell
Team-Modell nach Alchian + Demsetz (1972):
- 2 Agenten (i und j) wählen Anstrengung ei und ej
- Nicht-Kontrahierbarkeitsannahme: Agenten haben Anreiz, Leistung zurückzuhalten (shirken)
- Gruppenleistung ∏(ei,ej)
- Nicht-Separierbarkeitsannahme (Komplementaritäten): ∂^2∏ /∂ei ∂ej ≠ 0
Kooperationsproblem: Das Gefangenendilemma - Agent kann arbeiten (e=1) oder faul sein (e=0)
- Arbeitsleidkostenfkt: c(e)=8e^2
- Teambonus: ∏(ei,ej)= 12(ei+ej) wird zu gleichen Teilen auf Teammitglieder aufgeteilt
Merkmale von Kooperationssituationen: - Interdependente Entscheidungen
- Zielkonflikte hinsichtlich Lösung der Aufgabe
Mögliche Probleme:
- Kooperation lohnt sich aus individueller Sicht nicht (Akteure wählen (dominante) Strategien, die aus individueller Sicht rational ist; führt zum eindeutigen NGG
- Kooperation ist für alle günstig (Effiziente Lösung ist kein NGG)
Trittbrettfahrerproblem verschärft sich mit steigender Anzahl von Teammitgliedern
- Desto größer das Team, umso kleiner Anteil 1/N
- Je größer Team, umso weniger kümmert es einzelnes Teammitglied, ob Teamergebnis steigt
Wie kann es zu Kooperation im Team kommen? - Wiederholte Interaktion
- Zielvereinbarungen bezüglich Teamoutput
- Gruppendruck auf Mitglieder ausgeübt, die nicht Leistungsstandards erfüllen
- Wettbewerb zw. Teams
- Normen d. Kooperation, in Organisationskultur verankert