Organisation V
Beispiel: Zielvereinbarungssystem
Fallbeispiel: Deutsche Telekom
- 2-5 Ziele zu Anfang eines Jahres zw. Vorgesetztem & Mitarbeiter vereinbart
- Ziele unterschiedlich gewichtet, aber mind. 20%, höchstens 50%
- Zielerreichungsgrad (determiniert Höhe der variablen Vergütung) zw. 0% -150 -> aus individuellen- &Konzernzielen zusammengesetzt
Bestandteile eines Zielvereinbarungsbogens: - Ziel: angestrebter Zustand/Ergebnis kurz beschrieben
- Erfolgsparameter (Messgröße, an der Erfolg des Zieles gemessen; qualitative / quantitative Ergebnisse)
- Zielkorridor: legt fest, wie Ziele in welcher Abstufung als erreicht gelten
100%= angestrebter Zielwert
150% max. Zielzustand (nur in Ausnahmefällen erreichbar) - Gewicht: beschreibt, in welcher Relation die einzelnen Ziele in Wertigkeit zueinanderstehen (prozentuale Gewichtung)
- Zielerreichung: für jedes Ziel am Ende der Zielerreichungsperiode definiert
Ablauf des Zielvereinbarungsprozesses
Berechnung der variablen Vergütung:
- Höhe bemisst sich nach Zielerreichungsgrad des einzelnen Ziels unter Berücksichtigung der Gewichtung
- Zielerreichungsgrad von 70% (Mindestzielerreichung): variable ergebnisbezogene Vergütung in Höhe von 10% des Zielbetrages aus diesem Einzelziel gezahlt
- Zielerreichungsgrad von > 70 % bis 100 % (Zielbetrag): variable ergebnisbezogene Vergütung erhöht sich um 3 % des anteiligen Zielbetrages pro Prozentpunkt der Überschreitung der 70-%-Marke
- Zielerreichungsgrad von >100 % bis zu 150 % (Maximalbetrag): variable ergebnisbezogene Vergütung erhöht sich um 1 % des anteiligen Zielbetrags pro Prozentpunkt der Überschreitung der 100%-Marke
- Zielerreichungsgrade von über 150 %: wirken sich nicht mehr steigernd auf variables ergebnisbezogenes Entgelt aus
Kurz: Zielwert -> Zielerreichungsgrad -> variable Entlohnung
Ziele sollten SMART sein: specific, mesurable, accepted, reasonable, timely (Prozess braucht Deadline)
Anreizsystem
In Organisation wird entschieden über Verteilung von
- Beförderungen & Entscheidungsrechten
- Geld
- Arbeitsbedingungen, Lob, Feedback, sonstige Benefits (Dienstwagen)
Mitarbeiter haben Präferenzen über diese Dinge -> Art & Weise der Verteilung beeinflusst Handlungen der Mitarbeiter
Anreizstrategie
- Jede Organisation hat (nicht immer bewusst gestaltetes) Anreizsystem
- Motiviert es Verhalten zur Schaffung oder Vernichtung von Wert?
Leistungsabhängige Vergütung
Wichtiges Element der Anreizsysteme: Leistungsabhängige Vergütung
- Richtet Interessen d. Mitarbeiter an Zielen des Arbeitgebers aus
- Mitarbeiter profitieren direkt, wenn sie im Sinne des Arbeitgebers handeln
Möglichkeiten der Leistungsmessung: - Durch objektive Leistungsmaße (z.B. auf Basis von Kennzahlen wie Umsatz, EVA, Kundenzufriedenheit, …)
- Durch subjektive Leistungsbeurteilung (typischerweise durch Vorgesetztenbeurteilung)
Zusammensetzung der Vergütung
Vergütungsprinzipien
- Anforderungsgerechte Entlohnung (gemäß Anforderung der Stelle)
- Qualifikationsgerechte Entlohnung (gemäß Qualifikation & Potenzial der betreffenden Person)
- Leistungsgerechte Entlohnung (gemäß individueller Leistung)
- Leistungsbewertung
Objektive Leistungsmessung
Probleme objektiver Leistungsmessung
Leistungsmaße von Faktoren außerhalb der Kontrolle des Mitarbeiters
- Zufallseinflüsse (Wetter, Konjunkturbewegung, …)
- Leistungsabhängige Vergütung erhöht Entlohnungssicherheit
- Controllability Problem, Risiko-Anreiz Trade-off (Risikoprämie)
Leistungen für verschiedene Aufgaben wichtig - Nicht alle Aufgaben gleich gut zu messen
- Gefahr, dass Mitarbeiter sich auf gut messbare Aufgaben konzentrieren
- Multitasking Problem oder Alignement (Ausrichten) Problem
Wert von Gruppe von Mitarbeitern gemeinsam geschaffen - Leistungsergebnisse oft Teamergebnisse, schwierig individuelle Beiträge zu messen
- Interdependency Problem, Trittbrettfahrerproblem
Subjektive Leistungsbeurteilung
Problem: Häufig keine objektiven Leistungsmaße verfügbar!
Mögliche Ursachen: - Objektiv messbares Leistungsergebnis oft Teamergebnis (individuelle Beiträge schwer messbar, Trittbrettfahrerproblem)
- Leistung zu komplex (nicht mit wenigen objektiven Leistungsmaßen zu erfassen, da tlw. Anstrengungen in mehreren Dimensionen)
- Starke externe Einflüsse (Unsicherheiten) auf objektive Maße (schwer herausfilterbar; zu hohe Risikoprämien)
Dennoch: Leistung von Mitarbeitern messen um Leistungsanreize zu setzen /Beförderungsentscheidungen zu fällen
Lösungsmöglichkeit: - Subjektive Beurteilung durch Vorgesetzten/Performance Appraisal
- Bsp: 1) Summarisch auf Skala von 1-5 2) Zielvereinbarungen: Leistungsziele festgelegt, am Ende des Jahres gibt Vorgesetzter Zielerreichungsgrad an
Leistungsbeurteilung in wachsendem Ausmaß vergütungsrelevant: - Indirekt: Einfluss auf Beförderungen/Gehaltserhöhungen
- Direkt: Jahresbonus abhängig von Beurteilung des Vorgesetzten
Probleme der subjektiven Leistungsbewertung
Typisches Problem: Vorgesetzte differenzieren zu wenig bei Beurteilung („rechtsschiefe Verteilung“)
Centrality Bias: - Streuung d. Beurteilungen < Streuung d. Leistungen
- Tendenz zu mangelnder Streuung (fast alle bekommen die gleiche (mittelgute) Note)
Leniency Bias: - Mittelwert d. Beurteilungen verzerrt relativ zum Mittelwert der Leistungen
- Tendenz zu nachsichtigen Beurteilungen
Konsequenzen aus Verzerrungen
Centrality Bias (= Kompression der Beurteilungen)
Vorgesetzte beurteilen Mitarbeiter sehr ähnlich, differenzieren zu wenig
Ursachen:
- Unsicherheit bei der Beurteilung -> Angst, Feedback könnte zu Demotivation führen
- Ungleichheitsaversion des Vorgesetzen
- Neid der Teammitglieder vermeiden
Konsequenzen: - Mitarbeiter mit guter Performance kaum belohnt
- Möglicherweise schwächere Anreize
Leniency Bias (= Nachsichtigkeit)
Mitarbeiter mit geringer Leistung tendenziell zu gut bewertet
Ursachen: - Unangenehm negativ zu bewerten
- Negatives Feedback muss genauer begründet werden (zeitaufwändig)
- Schlechtes Signal über eigene Leistung (Fehler bei Mitarbeiterauswahl/…)
Konsequenzen: - Mitarbeiter mit schlechter Performance nicht identifiziert
- Fehler bei Beförderungsentscheidungen
- Schwächere Anreize
Lösungsmöglichkeiten:
Differenzierung nach unterschiedlichen Kriterien (z.B.: Fachkompetenz, Initiative, Sorgfalt, …)