Das Finanzsystem

Fach Fach

Klasse 13

Autor Eeurostar

Veröffentlicht am 26.06.2018

Schlagwörter

Sparer; Risiken; Unternehmer; Kapital; Finanzintermediäre

Zusammenfassung

Nach der Finanzkrise 2007 stand unser heutiges Finanzsystem enorm in der Kritik. Der Ruf nach Grundlegenden Änderungen aus Teilen der Politik und Bevölkerungen wurde immer lauter. Doch was ist überhaupt die Aufgabe eines Finanzsystem? In diesem Referat versuche ich diese Frage zu beantworten.

Das Finanzsystem

Einführung in die Aufgaben und Funktionen des Finanzsystems

Nach der Finanzkrise 2007 stand unser heutiges Finanzsystem enorm in der Kritik. Der Ruf nach Grundlegenden Änderungen aus Teilen der Politik und Bevölkerungen wurde immer lauter. Doch was ist überhaupt die Aufgabe eines Finanzsystem?

„Es [das Finanzsystem] mobilisiert Ersparnisse, verteilt diese, bewacht deren Verwendung von Firmen und Individuen, bündelt und diversifiziert Risiken, or-ganisiert den Handel mit Gütern, Dienstleistungen und Wertpapieren“ (Levine 2013, 1). Die Kernaufgabe des Finanzsystems ist, folgt man Temin (2004), seit jeher die Zusammenführung von Sparern und Unternehmer.

Nach Temin (2004) besitzt eine Gruppe der Gesellschaft Kapital, indem sie nicht ihr ganzes Vermögen verbrauchten, und die andere Gruppe benötigt Kapital für die Umsetzung ihrer Ideen und Projekte. Die zweite Gruppe, die Unternehmer, können auf verschiedenen Wegen das Kapital der ersten Gruppe nutzen. Sirri und Tufano (1995 zit. n. Temin 2004) teilen die Quellen für Kapital, wie in der folgenden Abbildung zu sehen, in vier Kategorien ein. In der ersten Spalte finden wir die vier verschiedenen Quellen, in der mittleren Spalte sehen wir die Möglichkeiten von Fremdfinanzierung und in der letzten Spalte, die der Eigenfinanzierung.

Table1
Sources of Capital For Private Investments

Type

  • Internal Sources
  • Informal External Sources
  • Financial Intermediaries
  • Public Markets

Debt Capital

  • Loans from owners
  • Loans from family and friends; trade credit, brokers
  • Lending by financial institutions (banks)
  • Bond issues

Equity Capital

  • Retained earnings
  • Investments by informed participants
  • Some joint-stock companies
  • Stock issues

Abbildung 1: Sources of Capital Quelle: Siri und Tufano,1995 , “Economics of Pooling”, S.98 zit. n. Temin 2004, S. 709

• Interne Quellen: Hier sind Sparer gleichzeitig die Investoren und umgekehrt. So werden für die Erhöhung des Eigenkapitals Gewinne aus alten Projekten thesauriert und reinvestiert. Fremdkapital leihen sich die Eigner durch private Mittel in Form eines Kredits selbst. Dieses Modell entspricht der autarken Firma und sofern nur diese eine Quelle vorhanden ist, existiert in dieser Wirtschaft kein Finanzsystem (Temin 2004).

• Informelle externe Quellen: Das Eigenkapital kommt hier von Teilnehmern außerhalb der Firma, von Sparern aus dem persönlichen Bekanntenkreis wie beispielsweise Familienmitgliedern (Temin 2004). Dies gilt ebenfalls für Fremdkapi-tal, wobei hier der Kreis derer, die bereit sind einen Kredit zu geben etwas weiter zu fassen ist, nämlich auf die lokale oder religiöse Gemeinschaft. Mittelsmänner dienen der Zusammenführung von Kreditgebern und –nehmern und die Händler können sich dank wiederholter Finanzaktivitäten einen Ruf aufbauen, der die per-sönliche Bekanntschaft ersetzen kann (Greif 1994 zit. n. Temin 2004).

• Finanzintermediäre: Das wohl bekannteste Beispiel für einen Intermediär für Fremdkapital sind Banken, die nicht genutzte Ressourcen sammeln, bündeln und als Kapital zur Kreditvergabe nutzen. Dies führt zu einer Unabhängigkeit von persönlicher Bekanntheit, da Interessierte wissen, dass die Bank Kredite vergibt. Eigenkapital lässt sich durch Venture Capital Unternehmen und Kapitalgesell-schaften beschaffen (Temin 2004).

• Öffentliche Kapitalmärkte: Hier werden Kapital über die Ausgabe von Aktien als Eigenkapital, beziehungsweise Bonds als Fremdkapital, gewonnen. Auf die-sem Level sind Finanzintermediäre nicht zwingend notwendig, treten aber bei-spielsweise in Form von Fondsgesellschaften verschiedenster Art auf, um dem Investor die Mühe der Informationsverarbeitung der Investmentmöglichkeiten zu ersparen (ebd.).

Eine weitere grundlegende Aufgabe ist die Verteilung von Risiken und die Beseitigung von Informationsasymmetrien. Bei den oben vorgestellten unterschiedlichen Quellen werden Risiken unterschiedlich gut diversifiziert. Als autarke Firma trägt man das komplette Risiko und verfügt über vollständige Informationen. Werden informelle externe Quellen benutzt, so besteht die Möglichkeit Risiken auf eine kleine Gruppe zu verteilen. Da man mit dieser Gruppe gut vertraut ist, verliert man auch nur wenige Informationen.

Durch den Weg über Finanzvermittler ergibt sich durch die Stellung der Bank als Vertragspartner für beide Parteien eine Risikoübertragung von den individuellen Teilnehmern auf das Institut (Temin 2004). Die Banken verkleinern die Informationsasymmetrie von zwei Fremden, können diese aber nicht vollständig beseitigen (Temin 2004). Bei öf-fentlichen Kapitalmärkten kann zum einen das Risiko am effektivsten auf eine große Anzahl an Menschen verteilt werden. Zum anderen besteht durch die große Anonymität jedoch die größte Gefahr von einseitig verteilten Informationen.

Daher ist es besonders wichtig, dass das Finanzsystem die Aufgabe der Gover-nance ausfüllt. Besteht noch bei Eigenkapital in der Form von direkter haftender Beteiligung eine Selbstverständlichkeit aus Selbstschutz, sind bei nicht operativ beteiligten Formen des Eigenkapitals, wegen der Distanz und möglicher An-reizprobleme, Regelungen und Praktiken notwendig, um die asymmetrischen In-formationsstände zu minimieren und Durchgriffsrechte zur Korrektur von Fehl-verhalten zu setzen. So haben sich zwei verschiedene Rahmenbedingungen von Rechtssystemen gebildet, die einerseits zu unterschiedlichen Anreizen für Sparer führen, andererseits aber auch zu unterschiedlichen Möglichkeiten der Finanzie-rung durch Eigenkapital und Fremdkapital.

Im Common Law scheinen Kleinakti-onäre stärker begünstigt als im Civil Law, was zu einer breiteren, aktiveren Akti-onärsstruktur führt und damit die Aktienausgabe erleichtern mag (La Porta, et al. 1998). Im Civil Law könnte die Rechtsgestaltung dazu führen, dass sich nur wenige Großaktionäre mit dem Monitoring befassen und die Kleinaktionäre auf de-ren Wirken und die Pflichtausschüttung verlassen, während sich im Common Law alle Aktionäre aus Eigeninteresse informieren sollten (La Porta, et al. 1998).