Handelsrecht IV

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Klasse 11

Autor Wimmer96

Veröffentlicht am 05.11.2018

Schlagwörter

Handelsrecht

Zusammenfassung

Das Handelsrecht stellt einen Teil des Privatrechts dar und schützt vor allem Privatpersonen. Außerdem geht es darum Unternehmen Vorschriften zu machen, welche Rahmenbedingungen diese einhalten müssen.

Handelsrechtliche Stellvertretung, §§48 ff. HGB
• Überblick und Terminologie
o Voraussetzung einer wirksamen Stellvertretung, §§ 164 ff. BGB
 Zulässigkeit der Stellvertretung
 Eigene Willenserklärung
 Offenkundigkeit, § 164 I 2 BGB
 Vertretungsmacht

o Arten der Stellvertretung
 Rechtsgeschäftliche Vertretung
 Gesetzliche Vertretung (Bsp. Eltern für minderjährigen Kaufmann)
 Organschaftliche Vertretung (Bsp. Vorstand für AG)

o Rechtsgeschäftliche Vertretung nach BGB
 Kaufmann kann rechtsgeschäftliche Vollmachten gem. §§167 ff. BGB erteilen
 Einzelvollmacht (Spezialvollmacht) für bestimmte Rechtshandlungen / unbeschränkte Generalvollmacht
 Ggf. auch Anscheins- / Duldungsmacht

o Handelsrechtliche Vollmachten
 Prokura, §§ 48-53 HGB
 Handlungsvollmacht, §54 HGB
 Ladenangestellte, §56 HGB
  §§ 48 ff. HGB bauen auf §§ 164 ff. BGB auf
  typisierte Vollmachten: dienen dem gesteigerten Bedürfnis nach Rechtssicherheit im Handelsverkehr, sollen Geschäftsverkehr erleichtern

• Prokura, §§48-53 HGB
o Grundsätzlich unbeschränkte (§49 I HGB) und
Unbeschränkbare (§50 I, II HGB) rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht (=Vertretungsmacht, § 166 II 1 BGB) im Handelsverkehr

o Erteilung, §48 I HGB
 Berechtigung des Erteilenden ( Inhaber des Handelsgeschäfts / gesetzlicher Vertreter)
• Nichtkaufmann (-)
o Muss sich aber ggf. am Rechtsschein, er sei Kaufmann, festhalten
o idR aber Umdeutung (§ 140 BGB) in bürgerlich-rechtliche Generalvollmacht / Handlungsvollmacht (§54 BGB)
• rechtsgeschäftlicher Vertreter/Prokurist (-)
o arg. E contrario §48 I HGB (erwähnt nur Zulässigkeit einer Prokuraerteilung durch gesetzlichen Vertreter)
• gesetzlicher Vertreter (+), §48 HGB
o bei Minderjährigen gem. §§1643 I, 1822 Nr. 11 BGB, Genehmigung des Familiengerichts erforderlich
• oHG/KG
o Außenverhältnis: jeder persönlich haftende Gesellschafter einzeln (§§126 I, 161 II HGB)
o Innenverhältnis: Zustimmung aller geschäftsführenden Gesellschafter erforderlich, AUßER Gefahr im Vollzug (§116III 1 HGB)
• GmbH
o Außenverhältnis: Geschäftsführer, §35 GmbHG
o Innenverhältnis: Beschluss der Gesellschafterversammlung erforderlich, §46 7 GmbHG
• AG
o Außen: Vorstand, §78 AktG
o Innen: ggf. Zustimmung des Aufsichtsrates, §111 IV AktG

 Person des Prokuristen
• Nur natürliche Person; NICHT: juristische Person da bes. Vertrauensverhältnis
• Keine Identität mit Inhaber des Handelsgeschäfts
• h.M. Mehrfachvertretung (-)
o Person, die schon organschaftliche Vertretungsmacht hat, kann keine rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht (Prokura) erteilt werden
o Folgen  oHG Gesellschafter/Komplementär einer KG nur dann Prokurist, wenn Vertretungsmacht als Gesellschafter entzogen; Kommanditist kann Prokurist werden

 Erklärung der Prokura
• Ausdrückliche Erklärung
o Einseitige empfangsbedürftige WE, nicht konkludent (stillschweigend)
o Voraussetzung: unzweideutig (muss nicht Begriff „Prokura“, geht auch Verweis auf §48 HGB oder ppa (per Prokura))
o keine Duldungsprokura
o ABER: in Ausnahmefällen auch Verkehrsschutzgründen Anscheinprokura
• Arten der Erteilung
o ggü. Prokuristen  Innenvollmacht, §167 I Alt. 1 BGB
o ggü. Dritten  Außenvollmacht, §167 I Alt. 2 BGB
o durch öffentliche Kundgabe, §171 BGB
• Deklaratorische Eintragung, §53 I 1 HGB

o Umfang der Prokura
 Grundsatz: unbeschränkt (§ 49 I HGB), unbeschränkbar (§50 1 HGB)
• §49 I HGB  alle gerichtlichen + außergerichtlichen Geschäfte + Rechtshandlungen, die Betrieb irgendeines Handelsgewerbes mit sich bringt  selbst außergewöhnliche Geschäfte (§§54 I, II HGB)
• Bsp. Prozessführung, Bürgschaftserteilung, Prokurist eines Computerhandels kann Haifischfleisch kaufen
 Sachliche Beschränkungen
• Rechtsgeschäftliche Beschränkungen
o Grds. (-), §50 I HGB
• Gesetzliche Beschränkungen
o Grundlagen- +Strukturentscheidungen
 H.M. teleologische Reduktion  Bsp. Sitzverlegung
o Prokura
 Keine Erteilung (§48 I HGB) / Übertragung (§ 52 II HGB) der Prokura
o Grundstücksgeschäfte, §49 II HGB
 Nur bei Veräußerung / Belastung
 §49 II HGB analog für Verpflichtungsgeschäfte
 Uneingeschränkt: Erwerb von Grundstücken; Erwerb unter Bestellung der Restkaufpreishypothek
o Prinzipalgeschäfte
 = gesetzlich Kaufmann zugewiesene Geschäfte
 Bsp. Unterzeichnung Jahresabschluss (§254 HGB)
o Privatgeschäfte

• Bindung an Mitwirkung organschaftlicher Vertreter
o Gemischte Gesamtvertretung
 = Bindung eines Organs an Mitwirkung von Prokurist
 §125 III HGB, §78 III AktG
 Sachlicher Umfang der Prokura: Umfang der Verwaltung+Management des Organs
 NICHT: Bindung des EINZIG vertretungsberechtigten Gesellschafters (oHG/KG) an Mitwirkung eines Prokuristen  Verstoß gegen Grundsatz der Selbstorganschaft
o Unechte Gesamtprokura
 = Bindung von Prokurist an Mitwirkung eines Organs
 In § 48 II HGB nicht ausdrücklich vorgesehen, aber h.M.
o Halbseitige Gesamtvertretung (/-prokura)
 = nur ein Vertreter ist an Zustimmung des anderen gebunden, anderer allein vertretungsberechtigt
• Bindung an Inhaber des Handelsgeschäfts
o (-), Umgehung von §50 II HGB
• Bindung an Zustimmung einer selbst nicht vertretungsberechtigten Person
o (-), zwingender Umfang der Prokura  für Zustimmung zuständige Person muss selbe Kompetenzen wie Prokurist haben
oC= Vertreter handelt im Rahmen seines rechtlichen Könnens (Außenverhältnis), überschreitet jedoch Rahmen seines rechtlichen Dürfens (Innenverhältnis)
• Grundsatz: Vertretung wirksam
o Risiko des Missbrauchs trägt grds. Der Vertretene  Schutz des Dritten
• Ausnahmen
o Kollusion
 = Vertreter + Dritter wirken bewusst zum Nachteil des Vertretenen  §138 BGB
o Positive Kenntnis des Dritten
 Dritter dann nicht schutzwürdig
o Evidenter Missbrauch
 Überschreiten des Innenverhältnisses muss für Dritten offenkundig sein  Kenntnis nicht nötig
 Rechtsfolge: §177 BGB analog, Erst-Recht-Abschluss

o Erlöschen einer Prokura
 Widerruf, §52 I HGB
• Grds. Jederzeit ohne Rücksicht auf Grundverhältnis widerruflich
• ABER:C S.1 BGB  Erlöschen des Grundverhältnisses
 Tod des Prokuristen
• ABER: kein Erlöschen bei Tod des Inhabers des HG, §52 III HGB
 Erwerb des HG durch Prokuristen
 Verlust der Kaufmannseigenschaft gem. §2 S.3 HGB
• Folge  Prokura verwandelt sich in Generalvollmacht (ABER: ggf. §15 HGB)
 Sonderfall: Erlöschen der Prokura eines Gesamtprokuristen
• Prokura des anderen bleibt unberührt davon
• ABER: verbleibender Prokurist zunächst nur passiv vertretungsberechtigt
• Durch Erteilung an neuen Vertreter erhält Gesamtprokura wieder ursprünglichen Umfang

Quellenangaben
<pre><code> Wirtschaftsrecht: Basisbuch f&uuml;r Studium und Praxis </code></pre> <p>herausgegeben von Volker Boehme-Ne&szlig;ler<br />R. Oldenburg Verlag M&uuml;nchen Wien, 2000</p> <p>Wirtschaftsrecht, Schadensrecht, Familienrecht<br />von Michele Sesta,<br />C. F. M&uuml;ller, 2016</p> <p>Handelsgesetzbuch: HGB<br />Beck<br />B&uuml;rgerliches Gesetzbuch: BGB<br />Beck</p>