Makroökonomik - Eine Zusammenfassung (Teil 6)
Langfristiges Gleichgewicht versus kurzfristige Schwankungen
Fakten über den Konjunkturzyklus
• Das reale BIP wächst im vereinten Deutschland mit einer durchschnittlichen Rate von ca. 1,3% pro Jahr
• Kurzfristig gibt es starke Schwankungen um diesen Trend
Konjunkturzyklus (unregelmäßig!)
• Arbeitszeit, Einkommen, Konsum und v.a. Investitionen schwanken (prozyklisch) mit der Konjunktur
• Die Arbeitslosigkeit steigt während einer Rezession und geht im Aufschwung (tendenziell) zurück
• Okuns Gesetz: BIP und ALQ sind negativ korreliert
Zeithorizonte: Die lange Frist
• Annahme: Preise sind vollständig flexibel
• Kapital und Arbeit befinden sich stets auf ihrem Vollbeschäftigungsniveau
• Output wird bestimmt von der Angebotsseite:
Angebot an Arbeit und Kapital
Produktionstechnologie
• klassische Dichotomie: Geldangebot beeinflusst nur nominale, nicht aber reale Variablen
Klassische Makro-Theorie
Zeithorizonte: Die kurze Frist
• Annahme: Preise können kurzfristig starr sein
• Kapital und Arbeit sind dann nicht immer auf ihrem Vollbeschäftigungsniveau
• Output hängt auch von der Nachfrageseite ab:
(schwankende) Nachfrage nach Gütern
Geld-und Fiskalpolitik
• klassische Dichotomie bricht zusammen: Geldangebot kann kurzfristig auch reale Variablen wie Output und Beschäftigung beeinflussen
Lange vs. kurze Frist: Preisanpassung
• Fundamentaler Unterschied zwischen kurzer und langer Frist liegt in der Preisanpassung:
Langfristig sind die Preise flexibel und passen sich den Änderungen von Angebot und Nachfrage an
Kurzfristig sind viele Preise auf vorgegebenem Niveau starr
• Studie der EZB: Verbraucherpreise bleiben durchschnittlich 4-5 Quartale lang unverändert
Gründe:
langfristige Kundenbeziehungen oder Verträge
Firmen-Preispolitik reagiert nur auf Konkurrenten
Voll- vs. Unterbeschäftigung
• Annahme: langfristig flexible Preise Arbeit und Kapital stets vollbeschäftigt
• Tatsächlich: in allen Marktwirtschaften tritt ein gewisses Maß an Unterbeschäftigung auf
• bei flexiblen Preise: es gibt Friktionen und Unvollkommenheiten, die zu einem unvermeidbaren Bestand an Arbeitslosigkeit führen
„natürliche“ Arbeitslosenquote, um die aktuelle Arbeitslosenquote im Zeitverlauf
schwankt
Kategorien der Arbeitslosigkeit
• Friktionelle Arbeitslosigkeit: zwischen zwei Jobs; Hintergrund: Arbeitsplatzsuche braucht etwas Zeit
• Saisonale Arbeitslosigkeit: jahreszeitlich bedingt
• Konjunkturelle Arbeitslosigkeit: aufgrund kurzfristiger Schwankungen der Wirtschaftsaktivität (Güternachfrage↓ Output↓ Beschäftigung↓)
• Strukturelle Arbeitslosigkeit: infolge von überhöhten, nach unten starren Reallöhnen; Gründe:
Gewerkschaften oder gesetzliche Mindestlöhne
Effizienzlöhne(Senkung kann Produktivität senken)
Auswirkung unterschiedlicher Reallohnstarrheit in Europa und USA?
• In den vergangenen Jahrzehnten: mehrfach ökonomische Schocks wie Ölpreisanstiege; und der technische Wandel verringerte die Nachfrage nach unqualifizierten Arbeitskräften
• Auswirkungen in den USA: Reallohnrückgang, besonders bei Unqualifizierten
• Auswirkungen in Europa: Reallohnstarrheit aufgrund starker Gewerkschaften und wohlfahrtsstaatlicher Absicherung Anstieg (und Verfestigung) der Arbeitslosigkeit
Alternative Sicht von Keynes
• Weltwirtschaftskrise (ab 1929): Drastischer Rückgang des realen BIP, Massenarbeitslosigkeit
• Erklärungsproblem für klassische Theorie: Angebotsseite blieb weitgehend unverändert!
• Alternative Erklärung von J.M. Keynes:
nicht nur Angebotsseite ist wichtig (langfristig)
wichtig sind auch kurze Frist, Nachfrageseite und Kreislaufzusammenhänge Schwankungen
Wirtschaftskrisen möglich aufgrund unzureichender gesamtwirtschaftlicher Güternachfrage
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage
Grundlagen
• Gesamtnachfrage: Beziehung zwischen Güternachfrage und Preisniveau in der Gesamtwirtschaft
• Basis der Gesamtnachfragekurve: IS-LM-Modell
eine Interpretation der Theorie von Keynes:
wichtige Rolle des Zinssatzes für Gleichgewicht am Gütermarkt (IS-Kurve) und Geldmarkt (LM-Kurve)
• Wichtige Annahmen:
kurze Frist
Preisniveau exogen gegeben
geschlossene Volkswirtschaft
Das Keynesianische Kreuz
• einfachste Interpretation der Einkommens- und Beschäftigungstheorie von J.M. Keynes Baustein für das komplexere IS-LM-Modell
• Notation:
E = C + I + G = geplante Gesamtausgaben
Y = geplante Produktion (entspricht im Gleichgewicht der tatsächlichen Produktion bzw. dem BIP)
• Differenz zwischen geplanter Produktion und geplanten Ausgaben
= ungeplante Lagerinvestitionen