Kulturwissenschaft I
• KuWi ist ein komplexes Forschungsgebiet vielfach differenziert
o Im Singular: Eine Wissenschaft für sich
o Im Plural: Totalperspektive (Bezieht sich auf alle W., KuWi war schon immer da)
• Cultural Turn: Ausweitung der Kulturwissenschaften wird auch in der Methodik als zentrales Erklärungsmodell in allen anderen W. Die Turns stehen den Paradigmen gegenüber.
• Kontingenz:
o Praktiken unterschiedlicher Menschen, Zeiten und Räumen Symbolische Ordnung (unbewusst) drücken sich in Praktiken aus.
o Nichtnotwendigkeit und Historizität (Sachen werden historisch)
• Kulturbegriffe:
I. Normativer Kulturbegriff (Johann Christoph Adelung):
o Wertung der Lebensweisen
o Auf kollektiv ausgeweitet
o Ausgang vom idealen Bürgertum Erstrebenswerter Zustand
Abgrenzung Trivial-/Hochkultur
II. Totalitätsorientierter Kulturbegriff (Johann Gottfried Herder):
o Vergleich von verschieden Gruppen/Kulturen
o Entuniversalisierung hin zu kontext- und historialisierung
o Spezifische Lebensformen einzelner kollektive
o Holistisch
Feste Kopplung der Kultur an eine Gemeinschaft
Alles ist Kultur und gehört zur Gesellschaft (Keine Trennung von zentralem /kulturellem)
III. Differenzierungstheoretischer Kulturbegriff (Talcott Parson):
o Radikale Einschränkung der Kultur auf materielles wie Kunst, Bildung
o Klar Abgrenzbar
IV. Bedeutungsorientierter Kulturbegriff (Ernst Cassirer), weist KuWi die Richtung:
o Verhaltenskomplexe entstehen, reproduzieren und verändern sich vor dem Hintergrund von symbolischen Ordnungen, von spezifischen Formen der Weltinterpretation Einfacher: Von Menschen erzeugter Gesamtkomplex Von Vorstellungen, Werten, Gedanken und Bedeutungen die sich in Symbolen materialisieren)
o Höchstes Kontingenzbewussstsein
o 4 Kulturtheoretische Strömungen
Strukturalismus und Semiotik (Saussure: Innewohnende Differnenzialität und Beliebigkeit sprachlicher Zeichensysteme
Phänomenologie (Husserl: Interpretativer Diskurs) und Hermeneutik
Amerikanischer Pragmatismus (Peirce: Transformation der Handlungstheorie zu einer symbolvermittelten Handlungskoordination)
Wittgensteins Sprachphilosophie (Theorie von Sprachspielen und Lebensformen die alltägliches Verstehen und Wissen thematisieren)
• Kontingenzperspektive
o Ist auf das bedeutungsorientierte Verstehen aufgebaut
o Kritisch gegenüber Traditionen
o Um Rationalität vorauszusetzten muss der Begriff Kontingenz eingeschränkt werden
o Drei Formen die im Wesentlichen durch begriffliche Vorgaben kulturelle Kontingenz sichtbar gemacht haben
Naturalismus: (Betrachtet bestimmte Phänomene als natürlich und somit dem Menschen zukommend)
Universalismus: (Es existieren für alle Menschen allgemeine Strukturen, weitere Einschränkung: Formalismus (Unterscheidung in Form und Inhalt))
Geschichtsphilosophie: (Es bestehen kulturelle und soziale Differenzen, die einer Fortschrittssequenz folgen, in der jede Praxis ihren speziellen Platz hat
• Optionen der Kulturtheorie:
o KuWi Praxis greift auf Kulturtheorien zurück, diese verändern sich jedoch und somit auch das Forschungsinteresse
o Kultur als symbolische Strukturen und Kultur als Produkt subjektiver Interpretationsleistungen
o Symbolische Ordnungen als unüberschreitbare Voraussetzung, als Bedingung verstanden, die vorgeben, welche Ereignisse, Formen des Subjekts, welche Handlungs- und Diskurspraktiken möglich sind
o Kultur ist eng mit Macht verknüpft (Macht existiert nicht außerhalb von Kulturen
Es entstehen symbolische Codes, die einschränken, was gesagt, gedacht und gewünscht ist und sie bringen bestimmte Denkmuster hervor
o Orte der Kultur:
Mentalistische Orte (Strukturalismus & Sozialphänomenologie) Schatzki
Ziel ist es zur grundlegenden Struktur des Geistes hin vorzudringen
Textualistische Orte (Kultur als Diskurse) Niklas Luhmann
besonders 60er/70er, führen zu einer Dezentrierung des Subjekts
Praxeologische Orte (Kultur als soziale Praktiken (Wittgenstein/Pragmatismus)) Pierre Bourdieu
80er , Es geht um die Praktiken des bürokratischen Verwaltens, der körperlichen Hygiene, der wissenschaftlichen Theoriebildung: Praktik ist immer körperlich organisiert und routinierte Verhaltensweise, dabei können sie mehrere körperliche Träger haben
Wissensgeschichte
• Wissen:
o Abhängen von Zeichen, Daten in Tabellen
o Formen, Ordnung, Akteure
o Erzeugt Weltbilder
o Historisches Phänomen
o Expressives, religiöses, rationales Wissen
• Um 19. Jahrhundert Siegeszug der NW (Triumphalismus)
• Mechanisches Wissen: Welt ist Messbar
• Dinge weden kultivierter
• Fortschritt gehört zu Zukunft (Bildung durch W)
• Neue Disziplinen beruhen auf auf NW
• Autonome Selbstverwaltung, Wissenschaft bewältigt Fremdheit (Rudolf Virchow macht aus Psychiatrie eine Heilanstalt, Aberglaube wird belegt, Seelische Krankheiten erforscht)
• Rationalisierung führt tu Krisen, Wohlstand, Kontakt, Beschleunigung, Anonymität
• GW soll Gesellschaft nur verstehen, NW soll sie erforschen
• Je mehr wissen, desto instabiler wird es, korrigiert sich selbst
• Zwei Kulturen (1959/1999)
o Kluft zwischen NW und GW
o Verstehen sich gegenseitig nicht
o GW entwickelt sich nicht mit
o Politik tretet in NW ein (Kalter Krieg NW muss effizieren)
o NW hilft nicht Kulturen
o Nach WW II W steht in Frage Wissenschaft erforscht Wissenschaft
o Lehrbücher besitzen festgelegtes Wissen, wird unterrichtet, aber Wissen ist fragil
• 19. Jahrhundert: Wissenschaftliche Reinheit, Desinteresse, geistig
• 20. Jahrhundert: Grenzen auflösen zwischen Wissenschaft, Industrie, Militär
• 21. Jahrhundert: Keine reine Wissenschaft mehr, Ideologie, rational, objektiv
• Starker Wandel der Wissenschaftsgeschichte (experimental turn (Was ist Wissenschaft?)) in Amerika, in Deutschland nicht so stark, weil: zunächst nicht erst geworden und der Wert des Gedächtnisse an Wissenschaft taxiert (Was ist Wissenschaft?)
• Gesellschaft entweder im Wandel oder Stillstand
• W.G. hat nicht Erinnerungsdienst
• Lange war Wissenschaft aufgeteilt in (Robert Marton)
o Externalistischer Ansatz (Bernal, Boris Hessen)
Politisch, ökonomische, sozial ethnische und religiöse Zusammenhang, die Spielraum der Historiker definieren
Fortschritt durch gesellschaftlichen Bedingungen geschaffene materiellen Voraussetzungen
o Internalistisch Ansatz (Robert Marton)
Theoretisch
Fortschritt durch Natur und Erkenntnis
o Adressieren unterschiedliche und haben unterschiedliche Geltungsbereiche
• Wissenschaftsgeschichte entweder Heldengeschichte oder Fortschritt
• Mit 19. Jahrhundert kam Trennung Medizin/Natur
• Entwicklung der Wissenschaft an kultureller Entwicklung eines Volkes ablesen
• Zwei Kulturtheorie (C.P. Snows)
o NW und GW/LitW sind etwas ganz anderes
o Rolle der Künste muss neu definiert werden
o 70er: Kuhns Paradigmentheorie
o 80er: Turns: Wissenschaft wird Praxis orientiert, diskursive Entwicklung, Neue Herangehensweise an Wissenschaft
• Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsgeschichte hat explorativen, experimentellen Charakter : Ermöglicht gelassenes, differenziertes Bild
• Wissenschaft will nicht von allen verstanden werden, oder will Erinnerungsdienst leisten
• KuWi zieht in Wissenschaftsgeschichte ein, aber in Vordergrund stehen Sozialgeschichtliche Themen
• Gerade Bedarf nach Akkulturation
• WG kann Verbindung zwischen Gw und Nw schaffen