Wirkt sich eine dem Kind bekannte Adoption im Kindesalter auf die persönliche Identitätsfindung in der Pubertät aus?

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Klasse 11

Autor kt0214

Veröffentlicht am 04.04.2018

Schlagwörter

Adoption Pubertät Entwicklung Kind Identitätsfindung Identität

Zusammenfassung

Das Referat beschäftigt sich mit der Frage, wie sich eine Adoption im Kindesalter auf die weiterführende Entwicklung auswirkt. Es wird im Text davon ausgegangen, dass das Kind darüber Bescheid weiß, dass es nicht bei seinen leiblichen Eltern aufwächst sondern adoptiert ist.

Im Folgenden werde ich mich unter Einbezug verschiedener Quellen mit der Frage auseinan-dersetzen, ob sich eine dem Kind bekannte oder bewusste Adoption im Kindesalter auf die persönliche Identitätsfindung in der Pubertät auswirkt.
Im Zuge dessen werde ich zu Beginn die beiden für meine Frage elementaren Begriffe „Adoption“ und „Identität“ definieren und erklären, damit im weiteren Verlauf keine Missverständnisse entstehen.

Ich habe mich für diese Frage entschieden, da ich persönlich der Meinung bin, dass sich ein Kind in der Pubertät anders entwickelt, wenn der Bezug zu den leiblichen Eltern fehlt, da diese, meiner Meinung nach, einen Teil der Identität des Kindes darstellen und für die Ausbildung der eigenen Identität von großer Bedeutung sind.
Im weiteren Verlauf werde ich demzufolge beleuchten, ob sich meine These belegen lässt oder ob belegt werden kann, dass eine Adoption keinen Einfluss auf die Identitätsfindung hat.

Der Begriff „Adoption“ ist abgeleitet von dem lateinischen Wort „adoptare“ und bedeutet in etwa „sich hinzuwünschen“. Es handelt sich hierbei um einen gezielt herbeigeführten Prozess der Wunscherfüllung.

Vor dem Gesetz wird Adoption als ein Prozess der „Annahme als Kind“ bezeichnet, was bedeutet, dass eine erwachsene Person die Vormundschaft für ein minderjähriges Kind übernimmt. Diese Begriffsdefinition beinhaltet außerdem, dass das biologische Eltern – Kind – Verhältnis nicht berücksichtigt wird.

Das Paar, das ein Kind in seine Familie aufnimmt, also adoptiert, erhält somit alle Rechte und Pflichten leiblicher Eltern und trägt die volle Verantwortung für den Familienzuwachs.

Für ein adoptiertes Kind bedeutet dieser Vorgang wesentlich mehr. Es handelt sich dabei nicht nur um einen dauerhaften Wechsel in eine neue Familie sondern auch um die Annahme als leibliches Kind in der Familie. Es erhält somit auch das Recht auf Gleichbehandlung gegen-über eventuellen leiblichen Kindern der neuen Familie. Zudem verschwinden auf dem Papier alle genetischen Verwandschaftsverhältnisse zur Herkunftsfamilie. Bevor ich mich je-doch mit der bereits genannten These befasse, muss neben dem bereits geklärten Begriff der „Adoption“ ebenfalls das im Folgenden benötigte Verständnis von „Identität“ geklärt werden.

Zu Beginn muss festgehalten werden, dass es viele verschiedene Auffassungen des Begriffes Identität gibt und dass ich nur einige wenige aufzeigen werde, die für meine folgende Arbeit von Bedeutung sein werden.

Der Begriff „Identität“ bezeichnet im Wesentlichen „eine einmalige Kombination von persönli-chen und unverwechselbaren Daten des Individuums“

Des Weiteren bildet sich die persönliche Identität durch die Reflexion und Verarbeitung von Erlebnissen und Erfahrungen infolge von Handlungen.

Soziologisch betrachtet ist die Identität einer Person stets veränderbar und erweiterbar, da jedes Individuum sich dauerhaft im Prozess der Identitätsfindung befindet und Neues mit alten Erlebnissen verknüpft werden muss, um daraus Rückschlüsse auf die eigene Identität ziehen zu können.

Der für mich bedeutendste Aspekt ist jedoch, dass sich die Identität lediglich dann entwickeln kann, wenn man in Interaktion mit anderen Menschen steht, da diese den Identitätsaufbau unterstützen.
Für meine weiteren Betrachtungen werde ich voraussetzen, dass das adoptierte Kind bereits im frühen Kindesalter über den Vorgang der Adoption aufgeklärt wurde, so dass der Prozess in der pubertären Identitätsfindung bewusst miteinbezogen werden kann.

Außerdem ist es in der weiteren Kindheit von großer Bedeutung, dass dem Kind bei aufkom-menden Fragen keine Informationen vorenthalten werden und die Adoptiveltern offen mit der möglichen Neugier des Adoptivkindes umgehen, da diese für die Identitätsfindung unabding-bar sind.

Für die betroffenen Kinder gibt es im Folgenden zwei Arten, wie sie in ihrer Pubertät mit ihrem besonderen Status eines Adoptivkindes umgehen. Zum einen gibt es Jugendliche, die versuchen, die Adoption in ihrer Kindheit sozusagen aus ihrem Bewusstsein zu streichen, da sie nicht dazu fähig sind, diese Besonderheit in ihrem Leben in ihr Selbstbild und ihre Identität zu integrieren. Deshalb versuchen diese Menschen, die Adoption vor anderen geheim zu halten, sie ist also ein Tabuthema und wird bei der Findung der eigenen Identität nicht miteinbezogen. Folgen davon können jedoch psychische Störungen und ähnliches sein, da es den Jugendli-chen nicht oder nur schwer gelingt, diese scheinbare Identität zu wahren.
Neben dieser Gruppe an Jugendlichen haben die meisten Heranwachsenden jedoch das Be-dürfnis, ihre leiblichen Eltern kennen zu lernen.

Problematisch hierbei ist, dass ein Mensch danach strebt, dass die persönlichen Meinungen und Wertevorstellungen harmonisch sind. Diese Tatsache führt bei Adoptivkindern dazu, dass sie durch die Suche nach den leiblichen Eltern versuchen, sich an die Wertevorstellungen anzupassen, dass jedes Kind lediglich ein richtiges Elternpaar besitzt.
Die betroffenen Heranwachsenden müssen es also schaffen, für sich selbst zu entscheiden, welches Elternpaar sie in ihre Identitätsfindung miteinbeziehen können oder ob es für sie möglich ist, den Status als adoptiertes Kind selbst zu akzeptieren und auf eine ganz eigene Art und Weise, nämlich mit zwei Elternpaaren, in ihre Identität zu integrieren und den vergange-nen Prozess somit zu akzeptieren. Hierzu muss es ihnen gelingen, das eigene Familienbild nicht als abweichend, sondern als die persönliche Normalität zu verstehen, so wie für andere Jugendliche ein Elternpaar in das Normalitätsmuster passt.

Somit komme ich letztendlich zu dem Schluss, dass sich die von mir aufgestellte These mei-ner Meinung nach nur zum Teil als wahr belegen lässt. Ich bin der Ansicht, dass die pubertäre Identitätsfindung sehr individuell ist und oft auch stark davon abhängt, wie offen in der neuen Familie mit dem Thema umgegangen wird. Sicher spielt auch der persönliche Charakter der Betroffenen und wie diese den Prozess der Identitätsfindung verarbeiten können eine große Rolle. Jedoch stellt dieser Prozess definitiv eine große Herausforderung während der Suche nach der eigenen Identität dar.