Wissenschaftliches Schreiben
Wissenschaftliches Arbeiten – Recherche
Wissenschaft bedeutet Kommunikation !
- Eine gute wissenschaftliche Arbeit sollte folgende Fragen beantworten:
» Was ist die untersuchte Fragestellung / das Problem?
» Was ist der konkrete neue Beitrag / das konkrete neue Ergebnis der Arbeit?
» Wie wurde dieser Ergebnis erreicht? » Warum soll der Leser daran glauben? - Eine gute wissenschaftliche Arbeit…
» …adressiert eine klar umrissene Fragestellung
» …wendet etablierte Methoden und Werkzeuge zur Beantwortung der Fragestellungen an
» …macht diese Fragestellung, die Methodik ihrer Bearbeitung, die Auswahlentscheidung etc. transparent und damit nachvollziehbar
» …lebt von guter Dokumentation und Kommunikation
» …fängt niemals bei Null an („We are all standing on the shoulders of giants“ – Isaac Newton)
Recherche - Top-Down-Prinzip
» Beginne bei „reifen“ Werken (Übersichtsartikel, Standardwerke, Dissertationen) - Qualitäts-Prinzip
» Auch in der Wissenschaft gibt es Arbeiten von minderer Qualität
» Bevorzuge (besonders zu Beginn) hochqualitative Quellen (z.B. vielzitierte Arbeiten, Arbeiten aus guten Zeitschriften (Ranking, Impact Factor))
» Web-Quellen (insbesondere Wikipedia) möglichst vermeiden, es sei denn Aktualität des Themas macht dies unvermeidlich. - Personen/Community-Prinzip
» Generell hilft es, sich ein „Bild“ bzw. eine Struktur von der Domäne zu machen
» Wer sind wesentliche Akteure (Personen/Forschungsgruppen)
» Was sind die wesentlichen Themen und Probleme?
» Was sind die wesentlichen Konferenzen/wiss. Publikationsorgane?
Frei verfügbare Ressourcen (Auswahl)
- Wissenschaftliche Suchmaschinen und Repositories
» Google Scholar (http://scholar.google.com)
» Social Science Research Network (http://ssrn.com) - Bibliotheken
» Universitätsbibliotheken
» Insbesondere Elektronische Zeitschriften-Bibliothek) - Rankings von Zeitschriften und Tagungsbänden
» ABS Academic Journal Quality Guide (http://www.associationofbusinessschools.org/sites/default/files/Combined%20Journal%20Guide.pdf)
» VHB Jourqual 3 (http://vhbonline.org/service/jourqual/vhb-jourqual-3/gesamtliste/)
» Handelsblatt Ranking BWL Zeitschriften (http://tool.handelsblatt.com/tabelle/?id=34)
» Handelsblatt Ranking VWL Zeitschriften (http://tool.handelsblatt.com/tabelle/?id=33)
» Harzing Journal Quality List (Übersicht) (http://www.harzing.com/resources/journal-quality-list) § Impact Factor
» Angabe in der Regel direkt auf Journal Homepage. Zusätzlich oft 5-Year-Impact-Factor!
» Achtung: Höhe hängt stark von Disziplin und Ausrichtung des Journals ab - Spezialisierte Journals (mit geringer Leserschaft) haben geringeren Impact Factor aber nicht notwendig geringere Qualität (und umgekehrt) - In WiWi: Sehr hoch >3, hoch >1, niedrig <0.5
Wissenschaftliches Schreiben
-Wissenschaftliches Schreiben ist „Mathe“ näher als „Deutsch“ (schulfachtechnisch):
» Präzise Sprache (Wortwiederholungen sind hinnehmbar wenn dadurch Ambiguität vermieden wird). Keine unnötigen Füllwörter. Kein Spannungsbogen. Kein Tempuswechsel. Etc.
- Wissenschaftliche Arbeiten weisen standardisierte Strukturen auf, von denen man nur im Ausnahmefall abweichen sollte:
» Zusammenfassung („Abstract“, „Executive Summary“). Zusammenfassung darf und soll die Ergebnisse schon verraten. Nur bei langen Arbeiten (>20 Seiten) notwendig.
» Einleitung und Motivation (Am Ende der Einleitung Struktur der Arbeit aufzeigen).
» Grundlagen/ Verwandte Arbeiten » Hauptteil/eigene Arbeit
» Zusammenfassung, Limitationen und Ausblick - Textuelle Strukturelemente sollten so oft wie sinnvoll genutzt werden (Tabellen, Grafiken, „Bullet Points“)
- Zentrale Begriffe der Arbeit sollten rechtzeitig eingeführt werden („GrundlagenKapitel“) und genau so immer wieder angegeben werden.
- Der „rote Faden“ ist alles!
Zitieren: Was muss / soll zitiert werden?
Alle faktischen Aussagen müssen entweder klar durch Literatur oder durch eigene Argumentation/Beweisführung belegt sein:
» „Die Qualität existierender Suchmaschinen ist schlecht“. „Die Fachliteratur ist sich einig, dass …“ » Ausnahme „Common Sense“ (z.B. „Das Internet besteht aus vielen Webseiten“)
» Im Zweifel lieber auf unnötige faktische Aussage verzichten oder Quelle/Beleg angeben
» Gilt grundsätzlich pro Aussage(!). Ein Zitat, um einen ganzen Absatz zu belegen ist i.d.R. nicht ausreichend. Mehrfach-Zitat des gleichen Artikels in aufeinanderfolgenden Sätzen jedoch in Ordnung. Möglichst direkt zitieren (Primärquellen), nicht Sekundärliteratur
» Primärquelle: Originäre Herkunft eines Gedanken Sekundärquelle: Gedanke wird nur wiedergegeben und zitiert selbst Primärquelle (z.B. Lehrbücher, Übersichtsartikel)
» Wichtig (um Plagiat zu vermeiden):- Keine Quellen verschweigen. Auch angeben von woher man die Struktur/Gliederung übernommen hat.
- Nur das als Quelle angeben, was man selbst gelesen hat. Keine Zitate, z.B. aus Sekundärquelle, ungeprüft übernehmen.
- Keine Strohmann-Zitate: Quelle belegt Aussage eigentlich gar nicht. Auch die Herkunft von Grafiken/Abbildungen muss belegt werden
» „Normales“ Zitat in der Beschreibung der Abbildung einfügen.
» Ggf. „Eigene Darstellung“ oder „Adaptiert von“, „In Anlehnung an“, etc.
Zitieren: Form
In Abschlussarbeit APA STYLE für Zitate verwenden (www.apastyle.org) Kurzübersicht zum Zitieren in APA STYLE z.B. unter: §
- http://www.apastyle.org/learn/tutorials/basics-tutorial.aspx
-http://www.uvic.ca/library/research/citation/guides
Beispiele
» Im Text- Im Fließtext: Bernheim und Whinston (1990)
- Direktes Zitat oder am Satzende: (Bernheim & Whinston, 1990) - Mit Seitenangabe: Bernheim und Whinston (1990, S. 15f.) ‣ Seitenangabe i.d.R. nur nötig bei Zitaten aus i) Büchern ii) wörtlichen Zitaten
» Im Literaturverzeichnis - Artikel: Bernheim, B. D., & Whinston, M.D. (1990). Multimarket contact and collusive behavior. The RAND Journal of Economics, 21(1), 1–26.
- Buch: Friedman, D., & Cassar, A. (2004). Economics Lab: An Intensive Course in Experimental Economics. London, UK: Routledge.
- Konferenz: Breuer, J., Ranaivoson, H., Buchinger, U., and Ballon, P. (2015). Who manages the manager? Identity management and user ownership in the age of data. 13th Annual Conference on Privacy, Security and Trust (pp. 22–27). Izmir, Turkey.
- Working Paper: Krämer, J., Wiewiorra, L. (2016). Strategic Whitelisting by an Ad-blocking Technology Provider: Market Outcomes and Welfare Implications. Working Paper. Available at https://ssrn.com/abstract=2755339
- Internet: Hofmann, J., Rollwagen, I., & Schneider, I. (2007). Deutschland im Jahr 2020. Abgerufen am 24.04.18 von http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-.pdf
Zitationsprogramm benutzen:
» Für Word: z.B. Citavi
» Für Latex: z.B. JabRef
Don‘ts und Bewertung
Typische Mängel:
» Unwissenschaftliche Sprache (Polemik, wertende Sprache, Umgangssprache, Ich-Form: „In der Abschlussarbeit betrachte ich …“ „In der vorliegenden Abschlussarbeit wird …“)
» Problem, Vorgehen und Beitrag sind nicht klar herausgearbeitet und kommuniziert » Keine klare Struktur/roter Faden erkennbar; Inkonsistenzen
» Nicht jede faktische Aussage ist belegt. Keine ergänzende Literatur gefunden.
» Grundlagenteil ist zu ausführlich; eigentliche Thematik kommt zu kurz
» Aussagen werden unkritisch übernommen oder Aussagen sind spekulativ
» Zeit- bzw. Seitenumfang werden unter- bzw. überschritten
» Unsorgfältige/unprofessionelle Darstellung
- Internet: Hofmann, J., Rollwagen, I., & Schneider, I. (2007). Deutschland im Jahr 2020. Abgerufen am 24.04.18 von http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-.pdf