Die Entwicklung der Vokalpolyphonie

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Klasse 12

Autor noki19xow98

Veröffentlicht am 04.04.2018

Schlagwörter

Geistliche Musik Die Renaissance Musikgeschichte

Zusammenfassung

Das Referat "Die Entwicklung der Vokalpolyphonie" beinhaltet folgende Unterthemen: I. Die Renaissance a) Das Zeitgeschehen / II. Stilwandel um 1400 / III. Musik a) Satzstrukturen b) Cantus firmus c) Parodieverfahren d) Die Entwicklung des vierstimmigen Satzes e) kompositorische Aspekte

Die Entwicklung der Vokalpolyphonie

Inhalt:

I. Die Renaissance
a) Das Zeitgeschehen

II. Stilwandel um 1400

III. Musik
a) Satzstrukturen
b) Cantus firmus
c) Parodieverfahren
d) Die Entwicklung des vierstimmigen Satzes
e) kompositorische Aspekte

I. Die Renaissance
(frz.: Wiedergeburt)
auch genannt: Niederländische Vokalpolyphonie oder franco-flämische Vokalpolyphonie
Kulturepoche des 15. und 16. Jahrhundert

a) Das Zeitgeschehen
→ Die Erfindung des Buchdrucks
→ Die Reformation (Martin Luthers Thesen)
→ Bibelübersetzung
→ Leonardo da Vinci als Universalgenie
→ weiterführende Erkenntnisse in der Astronomie
→ Die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus

II. Stilwandel um 1400
→ Die Melodiebildung wird an Atem der menschlichen Stimme angepasst
→ Ausweitung des Klangraums: von Tenorlage zu den vier menschlichen Stimmgattungen Sopran, Alt, Tenor, Bass
→ Die Motette ist nicht mehr mehrtextig, wird auf Grundlage des cantus firmus simultan komponiert
→ Terzen und Sexten gelten als Konsonanten
→ Vermeidung von Quintparallelen
→ Streng geregelter Gebrauch von Dissonanzen
→ Vorhalt auf betonter, Durchgang und Wechselnote auf unbetonter Taktzeit
→ Hauptgattungen: Motette und Messe

III. Musik:
→ mehrstimmige Messen, Motetten, weltliche Liedkompositionen
→ modal, Basis: Kirchentonarten
→ Mensuralnotation mit hohlen Noten
→ keine Partituren, getrennte Stimmbücher
→ Instrumente begleiten Stimme oder ersetzen sie

a) Satzstruktur
Imitation und Soggetto-Technik:
→ kurze Melodie (meist charakteristischer Beginn, ohne deutliches Ende) wird imitierend von anderen Stimmen übernommen und fortgesetzt

b) Cantus firmus
(cantus firmus – feststehender Gesang)
Melodie hbesitzt geistlichen oder weltlichen Ursprungs
meist liegt der cantus firmus im Tenor in langen Notenwerten, seltener im Diskant (Oberstimme), konnte auch aufgeteilt durch die vorhandenen Stimmen wandern

c) Parodieverfahren
teilweise oder vollständige Übernahme eines vorhandenen Werkes in einen neuen Zusammenhang)
eine, mehrere Stimme oder das gesamte Werk wurde für neue Komposition übernommen
Bsp.: Parodiemesse übernahm eine oder mehrere Stimmen aus einer Chanson oder Motette

d) Die Entwicklung des vierstimmigen Satzes

i. Die Ausweitung des Klangraums
neben den Stimmen Tenor und Diskantus entwickelte sich Contratenor (vermutlich instrumental ausgeführt)
Aufteilung des Contratenors in:
Contratenor altus (über Tenor liegend)
Contratenor bassus (unter Tenor liegend)
Discantus auch superius genannt
=> der mittelalterliche Klang in enger Tenorlage mit vielen Stimmkreutzungen weitete sich nach oben und unten aus
→ Resultat: Erschließen des gesamten Raumes der menschlichen Stimmlage: Sopran, Alt, Tenor und Bass entwickeln sich

vierstimmiger Satz: wurde am Ende 15.Jahrhunderts zum Normalfall, es gab auch mehrstimmige und mehrchörige Werke

ii. Angleichung der Stimmen
die unterschiedlich rhythmische Gestaltung der Stimmen (Tenor, lange Notenwerte ↔ Diskantus, kürzere Notenwerte) glich sich in dem Verlauf der zunehmenden Imitation weiter an

e) Kompositorische Aspekte

i. Biciniensatz (Zweistimmensatz)
Führen der Stimmen in gegensätzlichen Zweiergruppen (Sopran–Alt ↔ Tenor-Bass)
Bereicherung der Klangwirkung
Gilt als Keimzelle der mehrchörigen Klangkontraste

ii. Kontrastierende Klangfarben
(Solo-Tutti, vokal-instrumental, hoch-tief etc.)
Merkmal der venizianischen Mehrchörigkeit in 2.Hälfte des 16.Jahrhunderts

iii. Faux-Bourdon-Satz
besonders durch Sextakkord-Ketten geprägt, wurden in Quint-Oktavklang aufgelöst
als kurzer homophoner Abschnitt oder komplettes Werk kennzeichnend
oft nur Außenstimmen notiert, Mittelstimme (Quarte tiefer als Oberstimme) improvisiert wird

iv. Klauseln und Kadenz
Tenorklausel: cantus Firmus erreicht seinen Grundton (Finalis) meist schrittweise von oben
Sopranklausel: Sopran erreicht die Oktave zum Schlusston durch Sekundschritt aufwärts
Schlusswendung ähnelt der heutigen Kadenz
Mollstücke endeten bis ins 18.Jh mit Picardischen Terz (Durterz) → Intonationsprobleme in mitteltönigen Stimmen vermeiden

v. Dissonanzengebrauch
i.d.R auf betonten Taktzeiten konsonante Akkorde
Terzen und Sexten: konsonant
Schwingungsverhältnis der Terz nicht mehr pythagoreisch aus zwei Ganztonschritten abgeleitet, sondern aus harmonischen Teilung der Quinte
Quarte: galt als dissonant, zwischen Oberstimmen konsonant → Quart-Sext-Akkord: dissonant
Vorhalt, Durchgang und Wechselnote auf unbetonter Taktzeit

vi. Kontrapunktierung
Proportionskanon, Spiegelungen, Umkehrungen

vii. Motette
wurde wieder zur geistlichen Gattung, behielt Bindung zur Kirchenmusik
mittelalterlichen Merkmale (Mehrtextigkeit, Isorhythmik, Tenorordinierung) aufgegeben
Komponisten: Dufay, Josquin, Palestrina, O. Di Lasso
motettisches Prinzip: reihende Gliederung von Abschnitten, in denen neues musikalisches Material verbunden mit neuen Textabschnitten entweder imitatorisch oder homophon verarbeitet wird

viii. Messe
Vertonung des Ordinarium missae (in jeder Messe bleibt Text gleich)
→ Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Struktur → erster musikalischer Zyklus)
Messvertonungen im 15. und 16. Jh nicht mehr isorhythmisch
basierend auf cantus firmus
Tenormesse: cantus firmus mit langen Notenwerten im Tenor

ix. Parodiemesse
Basis: mehrstimmiger Satz (Bsp.: geistliche Motette, weltlicher Chanson)
Bearbeitung: → Übernahme gesamter Satz für jeden Messesatz (bei Gloria und Credo auch mehrfach)
→ Übernahme nur des Anfangs, freie Fortsetzung
→ Aufteilung des Satzes, freie Einschübe
→ Stimmen entfallen lassen oder hinzufügen
Durch Tridentiner Konzil ohne Erfolg verboten
→ Verbot der Übernahme weltlicher Elemente in Kirchenmusik

x. Coro-spezzato
Vortrag durch zwei räumlich getrennte Chöre
Chöre wechseln sich in kleinen Sinneinheiten ab
Vermeidung von schnellen Akkordwechseln und komplexen polyphonen Strukturen; bevorzugt homophon akkordischer Stil, wegen klanglicher Überlagerung

xi. Kantionalsatz
meist vierstimmige homophone Bearbeitung des Chorals mit Melodie in der Oberstimme