Rollen, Erwartungen und Rollenkonflikte

Fach Fach

Klasse 11

Autor Simplexi

Veröffentlicht am 31.08.2018

Schlagwörter

Ethik Rollen Erwartungen Rollenkonflikte

Zusammenfassung

Dieses Referat erklärt was Rollen sind, was Muss-, Soll- und Kann- Erwartungen sind und wie es zu Rollenkonflikten kommt. Dieses Thema wird oft im Ethik Unterricht der 11. Klasse im Rahmen des Themas "Freiheit und Determination" besprochen.

Rollen

Rollen sind ähnlich wie Normen. Sie sind Erwartungen der Gruppe an das Verhalten des einzelnen. Während Normen für alle Gruppenmitglieder gültig sind, richten sich Rollenvorschriften nur an die Inhaber einer bestimmten Position.
Der Begriff Position wird auch in der Alltagssprache benutzt, besonders in Bezug auf berufliche Stellungen.
Viele Positionen sind begrifflich klar gekennzeichnet und offensichtlich aufeinander bezogen, z.B.

  • Lehrer - Schüler
  • Käufer - Verkäufer
  • Arzt - Patient

Positionen beinhalten häufig Rangunterschiede. Wichtiger ist aber, dass sie mit unterschiedlichen Erwartungen an das Verhalten verbunden sind, z.B.

  • Lehrer sollen ein Vorbild gegenüber den Schülern sein
  • Kinder sollen ihren Eltern gehorchen

Solche Erwartungen der Bezugsperson bezeichnet man als Rolle.

Es gibt Dinge, die ein Rollensträger tun muss, sonst verliert er seine Position. Andere Dinge soll er tun, sie gehören also zu seinen Pflichten. Gewisse Dinge kann er tun, die Gruppe reagiert darauf entweder neutral oder sogar erfreut.

Hierzu ein Beispiel anhand eines Schülers:

Muss-Erwartungen
Der Schüler muss den Unterricht besuchen.
Der Schüler muss genügend Leistung erbringen.

Soll-Erwartungen
Der Schüler soll seine Hausaufgaben sorgfältig machen.
Der Schüler soll sich mündlich im Unterricht beteiligen.

Kann-Erwartungen
Der Schüler kann in einem Unterrichtsfach besonderes Interesse zeigen.
Der Schüler kann Wahlfächer belegen.

Die Wirklichkeit ist aber verwirrender. Nicht immer sind Rollenvorschriften klar geordnet und schriftlich festgehalten. Dazu kommt auch noch, dass das konkrete Rollenverhalten des einzelnen von den Erwartungen abweichen kann.
Auch Muss-Vorschriften werden nicht immer eingehalten, z.B.

  • es halten sich nicht alle Autofahrer daran, dass man am Zebrastreifen anhalten muss
  • manche Schüler kommen einfach nicht zur Schule

Viele Rollen sind gesellschaftlich vorgegeben. Das gilt sowohl für selbstgewählte Rollen (z.B. Berufsrollen), als auch für Zwangsrollen (z.B. Alter, Geschlecht und Hautfarbe). Trotzdem besteht für den Rollenträger ein Verhaltensspielraum. Er kann seine Rollen selbst mitgestalten. Bei den gruppeneigenen oder gruppeninternen Rollen ist dieser Verhaltensspielraum normalerweise groß.

Solche Rollen sind nicht gesellschaftlich vorgegeben und die Gruppenmitglieder entwickeln sich selber durch ihre Kommunikation.
Hierbei ist eher die Persönlichkeit der Beteiligten wichtig, nämlich wer eher still ist, wer viel redet, usw.
Diese Verhaltensweisen sind zunächst persönlichkeitstypisch. Je länger eine Gruppe besteht, desto deutlicher werden sie zu den Verhaltenserwartungen, z.B. wird bei einer Entscheidung eine Person gar nicht nach der Meinung gefragt, weil sie sonst auch keine Meinung hat. Oder die Gruppe wartet bis eine Person einen Vorschlag macht, weil diese sonst immer welche macht und dafür zuständig ist.

Die Beziehungsstruktur von Gruppen stammt oft aus der ersten Zeit des Kennenlernens.
Alle Beteiligten haben sich einen Platz in der Gruppe gesucht und es hat viel Kommunikation gegeben. Die Positionen sind bezogen worden und die entsprechenden Rollen und deren Erwartungen haben sich entwickelt.
Wenn die Gruppe nun zusammenbleibt, besteht die Gefahr, dass die Beziehungsstruktur nicht mehr den Bedürfnissen der einzelnen entspricht. Die Rollen werden dann als Gruppenzwang empfunden. Man fühlt sich in der Gruppe daraufhin unfrei und versucht in anderen Beziehungen sich selbst zu sein.

Gruppenrollen können quasi zum Gefängnis für den einzelnen werden. Die persönliche Entwicklung hat längst weitergeführt, aber die Rolle ist unverändert geblieben. Viele Menschen erleben das, wenn sie als Erwachsene ihre Familie besuchen. Ein Wochenende kann schon genügen, um die alten Rollen wieder aufleben zu lassen.

Wichtig ist, dass sich die einzelnen und die Gruppe verändern und entwickeln können. Es ist wichtig, dass die Normen der Gruppe Offenheit im Ausdruck von Gefühlen erlauben und die Rollenerwartungen einen großen Spielraum besitzen, damit jeder seine Rolle nach seinen Bedürfnissen gestalten kann.
Auch Andersartigkeit sollte akzeptiert werden, die Mitglieder sollten flexibel auf persönliche Entwicklungen reagieren und Veränderungen zulassen.

Rollenkonflikte

Der einzelne ist gewöhnlich Mitglied in verschiedenen Gruppen. Das gilt bereits schon für Kinder, z.B. ist der zehnjährige Johannes für seine Eltern der Älteste, für seine beiden jüngeren Schwester ist der der große Bruder. Er gehört aber auch zu einer Gruppe von anderen Jungen, die zusammen Fußball spielen.
Das sind insgesamt drei Rollen

  1. Das älteste Kind (Bezugsgruppe: Eltern)
  2. Großer Bruder (Bezugsperson Schwestern)
  3. Freund (Bezugsgruppe: Freunde)

Ein Rollenkonflikt entsteht dann, wenn sich die Erwartungen der Bezugsgruppen widersprechen.
Die Mutter erwartet, dass ihr Kind nach der Schule nach Hause kommt unnd die Hausaufgaben macht.
Die Schwestern wollen auch, dass er nach Hause kommt, aber nur damit er mit ihnen spielen kann.
Die Freunde hingehen wollen, dass er nach der Schule mit ihnen Fußball spielen geht.

Solche Situationen gibt es häufig. Der Konflikt entsteht dadurch, dass dieselbe Person widersprüchliche Rollen hat. Es handelt sich um einen Konflikt zwischen den verschiedenen Rollen. Man spricht von einem Inter-Rollenkonflikt.

Auch innerhalb einer einzigen Rolle kann man widersprüchlichen Erwartungen ausgesetzt sein. Besonders deutlich wird das z.B. bei der Rolle des Lehrers.
Hier gibt es eigene Erwartungen, Erwartungen der Schüler, Erwartungen der Eltern, Erwartungen der Behörden und der Kollegen.
Dass sich die Erwartungen zum Teil widersprechen, ist klar. Der Konflikt ist also gleichsam in die Rolle eingebaut. Man spricht von einem Intra-Rollenkonflikt.

Es gibt typische Reaktionsformen, wie ein Rollenträger damit umgeht.

  • Der Betroffene passt sich den Erwartungen an, die über die schwersten Sanktionen verfügt
  • Der Betroffene versucht, das tatsächliche Verhalten zu verheimlichen
  • Der Betroffene erlebt den Konflikt als persönliches Ungenügen
  • Der Betroffene entscheidet sich bewusst für die einen und gegen die anderen Erwartungen