Tränen des Vaterlandes

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Klasse 10

Autor Joker2017

Veröffentlicht am 20.06.2018

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Tränen des Vaterlandes

Zusammenfassung

Dieses Referat beschäftigt sich mit dem Barockgedicht Tränen des Vaterlandes von dem deutschen Schriftsteller Andreas Gryphius aus dem Jahre 1637. Es gibt Informationen zu den beiden wichtigsten Fassungen des Gedichts und einen Interpretationsansatz.

Bei dem Gedicht Tränen des Vaterlandes handelt es sich um ein Sonett, welches von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Andreas Gryphius verfasst wurde. Tränen des Vaterlandes wurde zu einem sehr bekannten und erfolgreichen Barockgedicht. Es gilt sogar als das bedeutendste deutsche Gedicht des 17. Jahrhunderts.

Der Dichter Andreas Gryphius

Der deutsche Dichter Andreas Gryphius wurde am 02. Oktober in Glogau geboren. Bereits in jungen Jahren entwickelte er eine Liebe zur Poesie und Literatur. Er wurde im Laufe seines Lebens zu einem der bedeutendsten Dichter und Dramatiker des Barock. Andreas Gryphius starb am 16. Juli 1664 an einem Schlaganfall in seiner Geburtsstadt Glogau. Ihm zu Ehren wurde in seiner Heimatstadt Glogau anlässlich seines 200. Todestages ein Denkmal errichtet. Des Weiteren ist ein Literaturpreis nach Andreas Gryphius benannt.

Tränen des Vaterlandes

Tränen des Vaterlandes wurde erstmalig im Jahre 1637 im polnischen Lissa veröffentlicht. Diese Veröffentlichung fand im Rahmen der Lissaer Sonette statt, wo Tränen des Vaterlandes als 26. Von 31 Sonetten unter dem dortigen Titel Trawrklage des verwüsteten Deutschlandes präsentiert wurde. Sechs Jahre später erschien eine deutlich überarbeitete und veränderte Fassung unter dem Titel Threnen des Vatterlandes / Anno 1636 in der Sonettsammlung von Andeae Gryphii Sonnete. Das Sonett ist vermutlich im Dreißigjährigen Krieg entstanden. Im Laufe des Jahres wurde es immer wieder in leicht veränderten Formen veröffentlicht.

Die Fassung aus dem Jahre 1637 wurde im Jahre 1963 neu gedruckt und im ersten Band einer von Marian Szyrocki und Hugh Powell veröffentlichten Gesamtausgabe von deutschsprachigen Werken, veröffentlicht.
Zum Vergleich und zur besseren Möglichkeit der Interpretation, folgen nun die Gedichtstexte der Versionen von 1637 und 1663. Diese sind Szyrockis und Borgstedts Neudrucken entnommen.
Trawrklage des verwüsteten Deutschlandes. (1637)

WIr sind doch nunmehr gantz / ja mehr alß gantz vertorben.
Der frechen Völcker schar / die rasende Posaun /
Daß vom Blutt feiste Schwerd / die donnernde Carthaun /
Hat alles diß hinweg / was mancher sawr erworben /
Die alte Redligkeit vnnd Tugend ist gestorben;
Die Kirchen sind verheert / die Starcken vmbgehawn /
Die Jungfrawn sind geschänd; vnd wo wir hin nur schawn /
Ist Fewr / Pest / Mord vnd Todt / hier zwischen Schantz vñ Korbẽ
Dort zwischen Mawr vñ Stad / rint allzeit frisches Blutt
Dreymal sind schon sechs Jahr als vnser Ströme Flutt
Von so viel Leichen schwer / sich langsam fortgedrungen.
Ich schweige noch von dehm / was stärcker als der Todt /
(Du Straßburg weist es wol) der grimmen Hungersnoth /
Vnd daß der Seelen=Schatz gar vielen abgezwungen.
Thränen des Vaterlandes / Anno 1636. (1663)

WIr sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.
Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.
Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest / und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.
Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als vnser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth
Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen.

Auffallend ist die Rechtschreibung, welche aus heutiger Sicht als äußerst fehlerhaft gelten würde. Zu damaliger Zeit, war es jedoch normal derartig „drauf los zu schreiben“.

Interpretationsansatz

Die Interpretation geht von der späteren Fassung, also von der aus dem Jahre 1663 aus, welche sich von den vorherigen Fassungen zum Teil deutlich unterscheidet. Die deutsche Germanistik Nicola Kaminski nannte das Sonett einst als in der Sprachforschung und Literaturforschung fast ausnahmslos beliebt.

Das Barockgedicht Tränen des Vaterlandes enthält unter anderem einen endzeitlich – apokalyptischen und zugleich innerlich -autonomen Moment, welcher sich nach Borgfeldt nach und nach entwickelt. Für Trunz hingegen vereinigen sich in dem Barockgedicht eine riesige, als Anhäufung gelieferte Bilderfülle des Elends und Leids, welcher der Krieg mit sich brachte, mit einem von Traurigkeit und Schwermut überschatteten Rat und Hinweis auf die eigentliche, sittliche Freiheit des Menschen. Diese Bilderfülle des Kriegsleides steht zwischen Realismus und Apokalyptik und ist äußerst deutlich. Die sittliche Freiheit des Menschen, ist das Einzige, was ihm in der Kriegszeit des höchsten Leids und Elends noch bleibt, außerdem eine klare und straffe Sprache, welche das Elend detailliert und deutlich schildert und somit klar macht, wie groß die Not der Menschen ist. Zwischen diesen deutlichen Schilderungen gibt es aber auch lange und ruhige Sätze, welche in der Zucht eine Ordnung des eigenen Geistes gegen die Unordnung der sinnlosen Kriegstaten und Kämpfe darstellt, welche das Leid der Menschen überhaupt erst verursacht hatten.
Die Ausmaße des Krieges aber auch schwere Seuchen und Krankheiten, wie Hunger und die Pest, beherrschten das Feld und machten die Situation für die Menschen nahezu aussichtslos. Dennoch gibt es Durchhalteparolen, welche angesichts des großen Leids und Elends nur noch wenig Wirkung zu zeigen scheinen. Herbert Cysarz verfasste im Jahre 1942 eine Deutung von Tränen des Vaterlandes. In dieser bezeichnet er Feuer, Pest und Hunger als „apokalyptische Reiter“.

Heutige Bedeutung des Barockgedichts Tränen des Vaterlandes
Andreas Gryphius‘ Barockgedicht Tränen des Vaterlandes ist auch heute noch sehr bekannt. Dies liegt unter anderem daran, dass das Sonett fester Bestandteil der Schulliteratur und Studienliteratur für sprachwissenschaftliche Studiengänge ist. Außerdem ist das Werk Tränen des Vaterlandes in zahlreichen Sammlungen klassischer Gedichte, enthalten.

Quellenangaben
<p>Diese Gedichtstexte sind Szyrockis und Borgstedts Neudrucken entnommen.</p>