Lyrik der Romantik
- Geschichte: Revolutions- & napoleonische Kriege
- Frühromantik (1796-1802), stark philosophisch, theoretisch orientiert
- Hochromantik (1806-1813)
- Spätromantik (1813-1835) zunächst nur Literatur des Mittelalters, die nicht auf Latein verfasst
- Bedeutung ab 1740: fantasievoll, schwärmerisch oder (in Bezug auf Landschaften) wild, malerisch
- war in der Empfindsamkeit dem Nüchternen und Philisterhaften entgegengesetzt
- „Universalliteratur“, auch für Volk, nicht nur Elite -> letzte Stufe des Idealismus nach “Sturm und Drang” und “Klassik”
- Vorgänger des poetischen Realismus
Weltbild & Lebensauffassung:
- Hoffnungen der Aufklärung schnell zerstört
- Industrialisierung -> Utopie der Selbstverwirklichung des Individuums in Gesellschaft verblasst
- Romantisches Ich sucht Weg nach Innen
-> Flucht in idyllische Natur, heile/geordnete Welt des Mittelalters - Sehnsucht = bestimmendes Gefühl
- Romantische Sehnsucht: ohne wirkliches Ziel, kann dauerhaft sein, geht aus sich selbst hervor
Sprache:
- Nachahmung der Volkssprache in den Kunstmärchen
- Fernweh (Exotik), Subjektivismus, Gefühl, Vermischung von Traum und Wirklichkeit
- Lyrik: Stimmung und Gefühl, volksliedhafte Elemente, Motive aus Mittelalter, Sagen- und Märchenwelt
- oft Volklied (3x4), Sonett (2x4, 2x3), Balade (3-6x3-6), Einstrophig
- oft Paarreim (Wirkung: fortlaufend, naiv, fröhlich, unkompliziert, eingängig), Kreuzreim (Verwirrung, enge Verbundenheit, rhythmisch, fröhlich, lebenslustig, Singsang), Haufenreim(aaaa), (Singsang-Kinderlieder, naiv), umarmender Reim (geborgen, Ruhe, Sicherheit, Harmonie, abschattend), verschränkter Reim(abcabc), Schweifreim(aabccb), (letzter Vers/Pointer: Überraschung, Singsang, ungeheure Bindungskraft), Kettenreim(ababcbcdc), Kehrreim(Wiederholung ein/mehrerer Verse im Gedicht), Körnerreim(in Strophe kein Reimschema, jedoch in anderen Strophen, abc efg abc efg → Zusammenhang d. Strophen), Waise(ein Vers passt nicht in Reimschema d. Strophe)
- Versmaß: Jambus (x,X,x,X), Trochäus (X,x,X,x), Daktylus (X,x,x,X,x,x), Anapäst (x,x,X,x,x,X)
- Versgrenze: Enjambement (Satzsinn geht über Vers/Strophe hinaus, schwach/stark)-> Verbindung, Bruch des gewohnten Stils, Freiheit Zeilenstil (Satz endet mit Vers/Strophe)
- Laute: a,u,o,au… → düster, bedrückend, traurig ; e, i, ei… → fröhlich, heller, friedlicher
- Kadenzen: weiblich (küssen, Figuren), männlich (stark, fort)
Autoren:
- Novalis
- Joseph von Eichendorff
- Jacob und Wilhelm Grimm
- Clemens Brentano
Motive:
- Zuneigung zum Unbegrenzbaren, Fantastischen und Wunderbaren (Gegensatz zur Klassik)
- Einbildungskraft/ Fantasie
- besonders beliebt: “Nacht”-Motiv (Chaos, Urmutter, aus der das Leben entstand)
- Nacht steht (im Gegensatz zum christlichen “Licht”-Motiv) für eine feindliche Macht, als ein Tor zum Jenseits
-Natur als Stimmungsraum - „blaue Blume“: Symbol für die Erfüllung und harmonische Vollendung
- Erneuerung des Irrationalismus
-Träume als umfassende, gemeinsame Sprache aller Menschen
-Kinderwelt (Kindlichkeit als Ideal) als Ausweg aus dem alltägl. Regel- und Systemzwang, weil sie Naivität, Spontanität, Ursprünglichkeit und Einfachheit symbolisiert - Wirklichkeit soll “durch die Brille des Dichters” neu geschaffen werden (trotz des Wissens, dass der kreative Prozess nie vollendet werden könne)
- Religion (Himmel, Flügel, Engel)
- Reisen, Weite, Wanderschaft (Aufbruchsstimmung, entfliehen)
- Mittelalter (geordnet, friedlich, Sehnsucht)
- Philister → Alltag, Langeweile, faul, Religion nur als Ausgleich am Sonntag, gleicher Ablauf
- Farbe Blau → Harmonie, Frieden, Unendlichkeit, Zufriedenheit, Ferne
Rhetorische Figuren:
syntaktische Struktur:
- Ellipsen (unvollständiger Satz, Auslassung Wort/Satzteil)
- rhetorische Frage
- Anapher (Wiederholung Wort am Versanfang); Epipher (gleiche am Versende)
- Parataxe (Aneinanderreihung Hauptsätze), Hypotaxe (Satzgefüge HS und NS)
- Alliteration (Wiederholung Anfangslaut)
- Parallelismus (Wiederholung gleicher syntaktischer Fügungen „Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht“)
- Aposiopese (Satzabbruch vor entscheidender Aussage „Ich glaube -)
- Parenthese (Einschub in einer abgerundeten Satzkonstruktion „So bitt ich – ein Versehen wars, weiter nichts – für diese rasche Tat dich um Verzeihung“)
- Polysyndeton (gleiche Konjunktion „Und es wallet und siedet und brauset und zischt“)
- Repetition (Wiederholung Wort-/Satzfolge → Steigerung d. Eindringlichkeit „Keiner, aber auch keiner hat widersprochen“)
Wortwahl: - Neologismus (Wortneuschaffung)
- Ironie
- poetische Ausdrücke
- Euphemismus (Beschönigung „verscheiden“ → sterben)
- Hyperbel (Übertreibung)
- Litotes (Bejahung durch doppelte Verneinung „nicht hässlich“)
Bildhaftigkeit: - Personifikation (Vermenschlichung)
- Symbole (Sinnbild, das auf etw. Allgemeines hinweist „Taube“ → Frieden „Ring“ → Treue, Ewigkeit) - Vergleich (Verbindung zweier Dinge durch Hervorhebung d. Gemeinsamen „…stark wie…“) - Metapher (Bedeutungsübertragung, Verknüpfung zweier nicht miteinander verbundenen Dinge „Rabeneltern, Herz brechen“)