Das Parfum (1985)
– versch. Genres: Künstlerroman, Entwicklungsroman, Kriminalroman,
Autor, Epoche, Geschichte
Süskind *1949
-> Aufklärung / Postmoderne -> keine einheitliche literarische Form, Handlung in Vergangenheit, keine Moral, Distanz zwischen Leser&Protagonist, Stilmittel passend&ausdrucksstark zur Geschichte
-> Entstehung neues Lebenssystems, Abkehr von Moderne(ca. 1980), Wiederverwendung alte Ideen
Inhalt
- Teil: Geburt Grenouille in Paris, häufiger Wechsel seines Aufenthaltsortes, 1. Mord mit 15, Lehrling bei Grimal, Aufbruch nach Grasse
- Teil: lebt 7 Jahre einsam in Höhle & meidet Menschen; Erkenntnis: kein Eigengeruch -> innere Katastrophe, ausschlaggebender Punkt, weiter nach Grasse zu gehen
- Teil: Ankunft in Grasse; Geselle bei Madame Arnulfi -> erlernt weitere Techniken den Duft zu entziehen; Entdeckt Geruch Laure Richis -> Ermordet sie 2 Jahre später; Ermordung von 24 Mädchen für perfektes Parfum -> Laure Herznote; Verhaftung Grenouilles; Tag der Hinrichtung legt Grenouille Parfum auf -> alle betört (nicht als schuldig befunden); Grenouille verlässt Grasse
- Teil: kehrt nach Paris zurück; wird aufgefressen aufgrund betörendes Geruchshat ganzes Parfum über sich geschüttet; Druot (Geselle Arnulfis) wird für Morde verantwortlich gemacht & getötet
Themen/Motive:
- Wahnsinn, Genialität → (Faust), Lenz (Wahnsinn)
- Manipulaon von Menschen (durch Gerüche) → Faust, Jenny Treibel, (Prozess)
- Hintergrund des 18. Jh.
- Verzweiflung, Identätskrise → Johanna, Marga, Faust, Lenz, K.
- Isolaon/Außenseiter → Lenz, Prozess, (Marga, Faust)
- Instrumentalisierung von Frauen → Prozess, Faust
- Streben → Marga(Fliegen), Faust
Jean Baptiste Grenouille - großer Überlebenswille, sollte eigentlich sterben
- keinen Geruch, wird immer weiter gereicht, als Teufel bezeichnet
- nicht besonders gutaussehend, durch Krankheiten und harte Arbeit gekennzeichnet
- Leute haben Angst vor ihm, finden ihn unheimlich, fühlen sich in seiner Umgebung unwohl
- hat nie Gefühle erfahren, lehnt Liebe ab
- sammelte allle Düfte aus seiner Umgebung, speicherte sie → Genie
- sucht nach dem EINEN Geruch → zielstrebig, egoistisch, rücksichtslos für sein Ziel, Perfektion
- Menschenverachtend, gottlos, starkes Selbstbewusstsein, kennt keine Moral/Ethik
- arbeitswillig, zäh, anspruchslos
- nicht aggressiv, provoziert nicht(nur durch Auftreten), nicht link
- Duft ist sein einziger Lebensinhalt, seine Ordnung, macht ihn glücklich
Aufbau
- oft linear/chronologisch (auch Prolepsen (Vorwegnahmen, Zeitsprünge, Zeitdehnungen in Beschreibungen der Dufteindrücke))
Erzählverhalten:
auktorialer Erzähler aus heutiger Sicht -> bewertet vor dem Hintergrund modernen Wissen/Erkenntnissen -> fachkundig & gebildet; außerdem erhebt er „moralischen Zeigefinger“
Entschleunigung der zeitlichen Erfahrung (Höhlenszene)
Analyse
- Intertextualität -> viele Beziehungen zu anderen Werken, Film, Musik, Malerei,…
-> Zitate, Mehrfachkodierung (Kriminal-, Entwicklungsroman, teils auch fantastisch, historisch und parabelartig), Selbstreferenz, Trivialität (bewusst, damit ironisch), Parodie - Antithetische Gegenüberstellung von Superlativen
Interpretation
Grenouille als Mörder
- denkt, dass wenn er dieses Parfum herstellt, würde er wissen, wer er ist &nach was er riecht
- will damit Zustand der Angst überwinden & Kontrolle/Sicherheit über sein Leben wiedergewinnen
Duft und Macht - Problem: Kann übermenschlichen Duft nicht auftragen, ohne dass er Macht über andere gewinnt
- Menschen entwickeln dadurch auch Zuneigung zu ihm -> Bsp.: Antoine Richis (Bitte, Sohn zu werden) -> Grenouille schon als Kind wenig liebesbedürftig -> überfordert -> Hass idealer
- entschließt sich, sich töten zu lassen, da er Nähe, Zuneigung & Macht nicht mit dem eigenen Geruch vereinbaren kann, obwohl sie unmittelbar zusammengehören
Film (2006)
- Beginn: Vorblende (eig. Ende)-> Einführung in Thema, Zuschauer wird allwissend; Interesse wird geweckt; Spannungsaufbau -> Lenkung durch Erzähler
- Kamerahinweise
- Einstellungsgröße! (Zoom, extreme Nähe zwingt zur Teilnahme, genauere Beobachtung & gesteigerte Aufmerksamkeit; Bsp.: Nase/GesichtWirkung: Hauptthema; Totale, viel Bewegung im Bild, Musik bzw. Erzähler/Urteilsverkünder Geschrei oder totale Stille; oft schnelle Schnitte, Kameraperspektivenwechsel; Voice Over ->Publikum direkt angesprochen
- männliche Off-Stimme begleitet Handlung -> übernimmt teils die Funktion des Erzählers im Buch
- Protagonist spricht wie im Roman wenig -> Hintergrundstimme liefert weitere Infos
- Amme Bussie und Pater Terrier kommen nicht vor
- Madame Gaillard stirbt nicht wie im Buch natürlich, sondern wird überfallen & ermordet
- Ende: Rückblende -> zu Mirabellenmädchen (umarmt Grenouille)
- Zeit in Höhle sehr kurz nur abgebildet
- Aufenthalt in Montpellier weggelassen -> Wissenschaftler
- Laure bereits 14 im Film -> Grenouille will spontan Parfum herstellen
- Selbstmordgrund: Film: versehentliche Tötung des Mirabellenmädchens (große Liebe)
-> relativ genau am Roman orientiert - Begriffe: Kamerabewegungen, -perspektive, Schnitt/Montage, Ton, Handlungsdramaturgie, Zeitgestaltung, Raumgestaltung, Leitmotive, Stoff, Figuren, Filmsprache, Bildinszenierung
Stil und Sprache
- Suggestion der Sprache
- Rhythmisierungen & lautliche Korrespondenzen
- Rhetorik der Geruchsbeschreibung
- Anhäufung von Ekelhaftem
- Erst- & Einmaligkeit der Ereignisse -> emotionale Aufwertung, Dramatisierung
- Ironie (Grundierung & Brüche/Wendungen -> Distanz zum Geschehen)
- Mischung Stilebenen (Anfang im Stile Kleists historisierend(oft biblische Worte),…
-> Stilistische Muster aus Klassik & Romantik (Goethe, Eichendorff)-> scheinbar konventionell; eigentlich ironisch -> oft historisierter Stoff mit umgangssprachlichen Ausdrücken, Manierismen, Vergleichen, Metaphern in Frage gestellt - Fachsprache der Parfumerie
- Entlehnte Begriffe -> aus griechisch, latein, französisch -> oft bei Geruchs-/Duftbeschreibungen
- Balance zwischen Ernst / Pathos und Ironie
Syntax: Parallelismen
Stilmittel: - Accumulatio -> Aufzählung von Details ; Enumeratio (kommentarlose Aufzählung)
- Klimax, Antiklimax -> Dynamisierung; Vergleiche, Metaphern, Wortneubildungen -> witzig, spielerisch leicht, ironisch
- Hyperbel -> Steigerung des Ausdrucks & Affekte des Lesers -> Überzeichnung durch Superlative
- Antithese -> bei Duftbeschreibungen oft -> leicht ironischer Unterton, nähere Beschreibung