Milzbrand

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Klasse 10

Autor Wortstark

Veröffentlicht am 11.10.2018

Schlagwörter

Milzbrand Anthrax Bacillus anthracis

Zusammenfassung

Milzbrand hat nicht nur als Gefahr für den Menschen eine lange Geschichte. Die Infektionskrankheit hat ferner als Wildkrankheit lange überlebt. Regelrechte Seuchenzüge gab es bereits im neunten Jahrhundert.

Seit dem Altertum ist Milzbrand als böse Seuche bekannt. Die alten Römer kamen mit dem Erreger ebenso in Kontakt wie die alten Griechen. So berichteten bereits Homer und Ovid. Auch die alten persischen Ärzte erzählten von einem persischen Feuer, das den Menschen überfiel. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Vermutungen, dass es sich bei damaligen Pest- oder Ruhrepidemien teilweise um Milzbrand-Seuchen gehandelt habe. Bei genauerer Betrachtung lässt sich sogar die Seuche, die in der Novelle “Die schwarze Spinne” von Jeremias Gotthelf beschrieben wurde, als Milzbrand einstufen.

Milzbrand hat nicht nur als Gefahr für den Menschen eine lange Geschichte. Die Infektionskrankheit hat ferner als Wildkrankheit lange überlebt. Regelrechte Seuchenzüge gab es bereits im neunten Jahrhundert.

Dank der mikrobiologischen Forschung und den dortigen Erkenntnissen über Milzbrand, konnte die Infektionsgefahr vor allem in Haustierbeständen deutlich reduziert werden. Die erfolgreiche Zurückdrängung des Bakteriums hat sich zudem auf das Wild ausgewirkt, sodass in den letzten Jahrzehnten nur noch einzelne Fälle auftraten.

Was ist Milzbrand?

Offiziell wird Milzbrand als Anthrax bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine akute bakterielle Infektionskrankheit. Die Erkrankung wird durch das Bacillus anthracis hervorgerufen. In den meisten Fällen sind Paarhufer betroffen. Das Bakterium kann aber ebenso andere pflanzenfressende Tiere befallen. Ferner ist eine Übertragung auf den Menschen möglich. Voraussetzung ist, dass die jeweiligen Milzbrandsporen vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch gilt dagegen als sehr unwahrscheinlich. Bislang konnten keinerlei diesbezügliche Fälle dokumentiert werden.

Milzbrand wird durch ein aerobes, sporenbildendes Stäbchenbakterium verursacht. Dabei produziert das Bakterium ein hochgiftiges Toxin. Unter besonderen Umständen überleben Milzbrandsporen Jahrhunderte.

Milzbrand eignet sich prinzipiell als Biowaffe. Aufgrund dieser Eigenschaft ist die Wirkungsweise von Anthrax ebenso gut erforscht wie der Krankheitsverlauf. Daneben wird nach einer Möglichkeit geforscht, mithilfe von Milzbrand Krebszellen zu bekämpfen.

Globale Verbreitung von Milzbrand

Milzbrand kommt auf allen Kontinenten und in allen Ländern der Welt vor. Die Häufigkeit variiert jedoch sehr stark. Hierzulande ist ein Auftreten als besonders selten einzustufen. Unterdessen sind wärmere Regionen wie Asien, der Nahe Osten, Nord- und Südafrika oder Südeuropa deutlich häufiger betroffen. Die Forschung hat bereits belegt, dass Milzbranderreger sumpfige, feuchte Böden in Überschwemmungsgebieten sowie an Bach- und Flussläufen bevorzugen. Hier geht eine besondere Gefahr, durch die Verschleppung und Verbreitung über das Wasser, aus.

Eine weitere Gefahr geht von tief vergrabenen Milzbrand-Kadavern aus. Aktivitäten, etwa durch Regenwürmer, lassen die jeweiligen Sporen immer wieder an die Oberfläche kommen. Gleiches gilt für Baumaßnahmen in ehemals abgelegenen Gebieten.

Im Kontext mit dem Vorkommen und der Verbreitung von Milzbrand gilt anzumerken, dass nicht alle Wirte gleich empfänglich sind. Schafe, Ziegen, Pferde, Rentiere, Kamele, Rinder, Büffel und Nerze haben eine besonders hohe Empfänglichkeit für Milzbranderreger. Dagegen sind Ratten, Katzen, Hunde und der Mensch nur mittelmäßig empfänglich. Verhältnismäßig gering empfänglich sind Schweine. Vögel sind in der Regel absolut resistent gegenüber Anthrax. Die Ausnahme bildet hier lediglich der Strauß.

Milzbrandinfektionen mit unterschiedlichen Manifestationsformen

  • Hautmilzbrand: Hierbei handelt es sich um eine relativ harmlose Form von Anthrax. Die Übertragung erfolgt durch direkten Hautkontakt und verläuft bei fünf bis 20 Prozent der Betroffenen tödlich, sofern keine Behandlung erfolgt. Die Infektion führt zu einem bläschengesäumten Geschwür an der Infektionsstelle. Dieses Geschwür weist in der Mitte eine schwarze Nekrose auf. Aus diesem Geschwür entwickelt sich im Verlauf ein mit Eiter gefülltes Bläschen. Kommt es zu einem weiteren Krankheitsverlauf, treten neue Bläschen auf, die sich miteinander verbinden und eine schmerzhafte, tiefsitzende Infektion bilden. Diese Infektion gelangt bis zu den Blutgefäßen und führt zu einer Blutvergiftung. Die Behandlung ist mit entsprechenden Antibiotika möglich.

  • Lungenmilzbrand: Bei einer Inhalation von 3.000 bis 9.000 Anthrax-Sporen kann ein Lungenmilzbrand auftreten. Die Sporen können an Tierhaaren oder Tierhäuten haften und über viele Jahre ansteckend bleiben. Die Krankheit bricht einige Tage bis Wochen nach Atemwegskontakt auf. Dabei beginnt sie unspezifisch mit grippeähnlichem Husten. Anschließend treten Schüttelfrost, hohes Fieber und Atemnot auf. Sekrete, die ausgehustet werden, sind stets hochinfektiös. Da mit Auftreten der Symptome bereits zahlreiche Toxine des Milzbrands freigesetzt wurden, ist die Sterberate, trotz sofortiger antibiotischer Behandlung sehr hoch.

  • Darmmilzbrand: Werden infizierte Milchprodukte oder verseuchtes Fleisch verzehrt, kann sich ein Darmmilzbrand ausbilden. Hierbei beträgt die Inkubationszeit lediglich wenige Stunden bis einige Tage. Die Krankheit äußert sich durch blutige Durchfälle und blutiges Erbrechen. Diese Symptome sprechen allerdings auch für eine blutige Darmentzündung. Nach Ausbruch der ersten Darmilzbrand-Symptome verbreiten sich die Toxine über den gesamten Körper. Blutvergiftungen sowie Herz- und Nierenversagen sind nicht ausgeschlossen. Mehr als 50 Prozent der an Darmmilzbrand erkrankten Patienten sterben. Zur Behandlung kommt ein Breitbandantibiotikum in Frage.

Milzbrand im 21. Jahrhundert

Hunderte Bisons waren 2001 in Kanada bedroht. 19 Tiere starben.

In Südkorea waren am 12. Juli 2001 fünf Menschen betroffen. Einer starb.

In Ostfrankreich wurde Milzbrand 2008 in 21 Rinderbetrieben festgestellt. 40 der betroffenen Tiere mussten getötet werden.

In Schottland starben 2010 sieben Menschen durch milzbrandverseuchtes Heroin. In Deutschland gab es einen Todesfall.

Circa 300 Menschen infizierten sich 2010 in Bangladesch. 200 Ziegen und Kühe waren ebenfalls betroffen. 50 Tiere erlagen dem Erreger.

Im Raum Regensburg starb 2012 ein Drogensüchtiger aufgrund von milzbrandverseuchtem Heroin.