Massentierhaltung

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Klasse 4

Autor Wortstark

Veröffentlicht am 21.10.2018

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Massentierhaltung

Zusammenfassung

1970 führte der Frankfurter Zoodirektor *Bernhard Grzimek* den Begriff Massentierhaltung ein. Mit diesem Begriff wollte er auf die Problematik der Käfighaltung von Legehennen eingehen. 1975 etablierte sich der Begriff im Zuge der eingeführten Massentierhaltungs-VO. Diese Verordnung galt für Betriebe mit mehr als 1.250 Schweinen.

1970 ging der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek aktiv gegen die Käfighaltung von Legehennen vor. In diesem Kontext führte er den Begriff Massentierhaltung ein. Im weiteren Verlauf etablierte sich der Begriff deutschlandweit im Jahr 1975. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Verordnung zum Schutz gegen die Gefährdung durch Viehseuchen bei der Haltung von Schweinebeständen eingeführt. Die Verordnung trägt die Kurzbezeichnung Massentierhaltungs-VO und greift für Betriebe mit einem Bestand von mehr als 1.250 Schweinen.

Was ist Massentierhaltung?

Die Umweltpolitik zielt auf eine strenge Überwachung der Intensivhaltung von Nutztieren ab. Um gesetzte Ziele zu erreichen sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Zu diesen Maßnahmen zählen verschiedene, etablierte Gesetze.

  • Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung von 2013: beschreibt unter anderem einem Grenzwert von maximal 40.000 Plätzen für Geflügel, maximal 3.000 Plätzen für Mastschweine (ab 30kg Gewicht pro Mastschwein), maximal 900 Plätze für Sauen.

  • Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen: unter Ziffer sieben der Verordnung werden differenzierte Grenzwerte festgehalten. Hierbei wird nach Art der Haltung unterschieden. Laut der Verordnung mit Fassung von 2017 ist eine Genehmigung bereits erforderlich, wenn 570 Saue gehalten werden.

Ob und inwiefern festgeschriebene Grenzwerte für die Nutztierhaltung sinnvoll sind, ist fragwürdig. Verschiedene Studienauswertungen zeigen, dass Bestandsgrößen keinen signifikanten Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere haben. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geht davon aus, dass die Einstellung der Tierhalter zu den Tieren eine weit größere Bedeutung hat.

Im Duden gibt es eine vereinfachte Definition zum Begriff Massentierhaltung. Demnach handelt es sich um eine technisierte Tierhaltung in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte.

Auch in Österreich gibt es eine klare Definition zum Thema Massentierhaltung. Grundlage hierfür ist die Verordnung des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft über die Begrenzung von Abwasseremissionen aus der Massentierhaltung.

Demnach handelt es sich bei Massentierhaltung um eine “Form der konzentrierten Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere, bei welcher es nicht möglich ist, die in den anfallenden Abfällen sowie im anfallenden Abwasser enthaltenen Pflanzennährstoffe und organischen Stoffe vollständig
a.) im Pflanzenbau auf nachweislich zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Nutzflächen oder
b.) auf sonstige zulässige Weise
zu verwerten.”

Der Begriff Massentierhaltung aus unterschiedlichen Perspektiven

Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff an sich von verschiedenen Organisationen und Institutionen anders verwendet, ausgelegt und interpretiert wird.

Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen handelt es sich bei der Massentierhaltung um eine intensive Tierhaltung, bei der mehr als zehn Großvieheinheiten pro Hektar verfügbarer, landwirtschaftlicher Nutzfläche gehalten werden. Des Weiteren entstammen bei der Massentierhaltung laut FAO weniger als zehn Prozent der Futtertrockenmasse aus dem Betrieb.

Bei Tierschutzorganisationen geht es im Kontext mit der Massentierhaltung vor allem um das Schicksal der Tiere. ProVieh (Tierschutzorganisation) sieht den Begriff Massentierhaltung gerechtfertigt, sobald der jeweilige Tierhalter die Tiere ausschließlich als Produktionsfaktoren betrachtet. Die Organisation fordert dazu auf, Tiere als Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und Verhaltensweisen zu sehen, um der Massentierhaltung vorzubeugen.

Geht man nach dem Präsidenten des Bauernverbandes, gibt es innerhalb von Deutschland keine Massentierhaltung. Laut ihm sollte stattdessen der Begriff Intensivtierhaltung etabliert werden.

Die Problematik Massentierhaltung

Statistisch betrachtet sterben alleine in Deutschland 745 Millionen Tiere jährlich, die innerhalb der Massentierhaltung lebten. Die Zahl beinhaltet keine Fische und Krebstiere. Massentierhaltung ist in zahlreichen Haltungsformen vorzufinden. So werden nicht nur Mastschweine, sondern ebenso Gänse, Sauen, Mastrinder, Mastkälber, Milchkühe, Masthühner, Legehennen, Puten, Enten, Kaninchen und viele weitere Tiere in Massen gehalten.

Wenn von Massentierhaltung die Rede ist, lassen sich stets verschiedene Gemeinsamkeiten erkennen.

  1. Viele Tiere werden gewaltsam an die jeweilige Haltungsform angepasst. So werden beispielsweise die Hörner, Schnäbel, Ringelschwänze, teilweise sogar die Zähne der Tiere ohne Betäubung entfernt oder zumindest gekürzt.
  2. In der Massentierhaltung werden die wesentlichen Grundbedürfnisse der gehaltenen Tiere ignoriert. Ferner sind sie extrem eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit.
  3. Da die unpassende Haltung der Tiere zwangsläufig zu einem Leistungsverlust führen würde, werden oftmals routinemäßig Antibiotika verabreicht. Mithilfe der Medikamente bleiben die Tiere leistungsfähiger.

Auch Horrorvorstellungen von Hallen ohne Tageslicht oder gefährlichen Drahtkäfigen sind nicht weit hergeholt, sondern Realität in zahlreichen Mastbetrieben, die teils auch in Deutschland vorzufinden sind.

Ziele der Massentierhaltung

Die Landwirtschaft strebt mit der sogenannten Intensivtierhaltung nach einer modernen Landwirtschaft. Ziel ist die günstige Produktion einer maximalen Menge Fleisch, Milch und Eiern. Die Platzanforderungen innerhalb der Massentierhaltung sind minimal. Die betroffenen Tiere können sich kaum bis gar nicht bewegen und in der Regel nicht einmal umdrehen.

Der Platzmangel innerhalb der Intensivtierhaltung führt zu einer drangvollen Enge, die gleichzeitig einen hervorragenden Nährboden für verschiedene Krankheiten bildet.

Gravierende Folgen der Massentierhaltung

Die Massentierhaltung hat zweifelsohne gravierende Folgen für die Tiere, ebenso aber auch für den Menschen.

Wie bereits erwähnt erhalten die meisten Tiere innerhalb der Intensivhaltung routinemäßig Antibiotika verabreicht. Zwangsläufig führt dies zu Antibiotikaresistenzen und zur Entstehung von Keimen, die von Grund auf antibiotikaresistent sind. Diese Keime werden mit dem Fleisch direkt in die heimische Küche transportiert.

Im Zusammenhang mit unserer Umwelt hat die Massentierhaltung ebenfalls negative Einflüsse. Hier sei zum einen der Flächenverbrauch zu erwähnen. Zwar sind die Betriebe der Intensivhaltung meist nicht betroffen, allerdings die Futtermittelhersteller. Tierische Nahrung erfordert einen zehnmal größeren Flächenverbrauch als pflanzliche Nahrung. Ferner ist die Massentierhaltung entscheidend an den Treibhausgasen beteiligt. Es gibt Quellen, die davon ausgehen, dass die tierische Nahrung direkt und indirekt 50 Prozent Anteil an der Treibhausgasemission hat.