DIe Tonentstehung im menschlichen Stimmapparat

Fach Fach

Klasse 12

Autor Melodia

Veröffentlicht am 14.03.2018

Schlagwörter

Stimme Tonentstehung Sprechen

Zusammenfassung

Hier wird kurz beschrieben, welche Vorraussetzungen es braucht, um im menschlichen Stimmapparat einen Ton zu erzeugen und wie dieser Vorgang vonstatten geht. Außerdem wird der Unterschied und auch die Gemeinsamkeiten bei der Tonerzeugung zwischen Sprechen und Singen thematisiert.

Vorraussetzung zur Tonerzeugung beim Menschen sind drei Organsysteme, die zusammenwirken, um die Laute zu erzeugen. Diese drei Systeme sind der Kehl-kopf, das Ansatzrohr und der Atemapparat, bestehend aus Rumpfmuskulatur und den Atmungsorganen. Er sorgt für die benötigte Luft. Der Stimmklang wird am Kehlkopf erzeugt. Im Ansatzrohr (Mund-, Nasen- und Rachenraum) wird er verstärkt und geformt.

Alles beginnt mit der Atmung. Sie dient der Bereitstellung von Luft, welche für die Bildung der Stimme nötig ist. Der Vorgang der Atmung beansprucht allerlei Muskeln im Körper eines Menschen und wird durch den fehlenden Sauerstoff im Blut ange-regt. Dabei wird das Atemzentrum, das „verlängerte Mark“, gereizt den Antriebsim-puls für die vitale Atmung auszusenden. Daraus folgt die Tätigkeit der Atemmuskeln, vor allem des Zwerchfells, welches sich anspannt, nach unten absinkt und somit der Lunge Platz zur Ausdehnung schafft. Ebenfalls werden die Zwischenrippenmuskeln aktiviert, welche kontrahieren und zur Erweiterung des Brustkorbs führen. Die Lunge folgt dieser Bewegung und es entsteht ein Unterdruck, welcher durch die Beatmung der Lunge ausgeglichen wird. Dabei strömt die Luft durch den Mund oder die Nase in den Rachen und von dort in den Luftröhreneingang. Hier befindet sich der Kehlkopf mit den Stimmlippen. Von dort aus strömt die Luft in die Lunge, bis der Einatmungsreiz nachlässt, sowie die Muskelspannung abnimmt.

Das Zwerchfell entspannt sich und nimmt seine Ruhelage ein. Auch die Zwischenrippenmuskeln lockern sich wieder und sorgen für das Einfallen des Brustkorbes, wobei auch die Lunge ihr ursprüngliches Volumen wieder erreicht und dabei die Luft aus ihr gedrückt wird. Diesen Vorgang bezeichnet man als Ausatmung.

Gelangt nun die Luft beim Ausatmen durch die Luftröhre zum Kehlkopf, wird sie dort zu einem Ton verwandelt. Es baut sich ein subglottischer Luftdruck auf. Dieser bezeichnet den Atemdruck unter dem Kehlkopf. Er entsteht sobald die Stimmlippen den Stromfluss hindern nach außen zu gelangen. Dieser Druck kann bis zu 3000 Pa erreichen, der minimale beträgt 200 Pa. Er ist abhängig vom Lungenvolumen. Die ausströmende Luft versetzt die Stimmlippen in Schwingung. Durch diese entsteht ein Schall. Die Kehlkopfmuskeln sorgen dafür, dass die Stimmlippen richtig eingestellt sind, dass heißt sie werden parallel ausgerichtet. Je angespannter diese sind, umso schneller schwingen sie und die Töne werden höher. Doch der Grundton des Klanges wird tiefer, je lockerer und entspannter sie sind und somit langsamer schwingen.

Um die Lautstärke zu ändern, muss der Luftstrom mit Kraft aus dem gesamten Kör-per unterschiedlich stark an die Stimmlippen gepresst werden. Je weniger Druck entsteht, desto leiser ist die Stimme.

Der im Kehlkopf erzeugte Ton gelangt nun in die Resonanzräume. Diese werden als Ansatzrohr zusammengefasst und haben eine ähnliche Funktion wie der Klangkörper einer Gitarre. Das Hohlraumsystem des Ansatzrohres verstärkt durch Resonanz bestimmte Anteile des primären Kehlkopfschalls und die verschiedenen Laute werden durch die Stellung des Gaumens, der Lippen, die Lage der Zunge und die Öffnung des Mundes erzeugt. Die Stimme wird hörbar. Ebenso haben die Bindegewebe, Muskulatur und Schleimhaut Einfluss auf die Dämpfungseigenschaften der Resonanzräume. Jeder Mensch hat eine andere Form von Stimmlippen und des Ansatzrohres, somit hat jede Stimme einen per-sönlichen und unverwechselbaren Klang.
Dieser ist sowohl in der Sprech- als auch in der Singstimme präsent. Dennoch be-haupten viele Menschen von sich, dass sie nicht singen können, obwohl die Bildung der Stimme beim Singen und Sprechen mit dem selben Organen erfolgt und nach dem gleichen physiologischen Prinzip abläuft.

Somit unterscheiden sich Sprache und Gesang nicht durch eine Grundeigenschaft, sondern nur teilweise. Bei äußerer Betrachtung liegt der Unterschied vor allem in einer Verschiedenartigkeit der melodischen Tonbewegung. Beim Gesang bestimmen sprunghafte Änderungen mit festliegenden Tonhöhen und Intervallen den Ablauf. Wiederum herrschen beim Sprechen stetige, gleitende Bewegungen des Grundtones vor. Einem Sänger sind bei der Körperhaltung Grenzen gesetzt. Im Gegensatz dazu kann der Sprecher jede Körperhaltung einnehmen. Ein weiterer Unterschied ist die Atmung. Sie läuft beim Singen differenzierter und verzögerter ab. Das Ausatmen verlängert sich im Gegensatz zum Einatmen dabei im Verhältnis 4:1, während es beim Sprechen ausgeglichen ist. Auch der Stützvorgang wird intensiver erlebt. Man hat einen fließenden Atemfluss, durch den vorhandenen Rhythmus des Liedes. Durch diese Regelmäßigkeit hat man ein rhythmisches Empfinden. Beim Reden gibt es zwar auch einen Rhythmus, allerdings ist dieser nicht so klar festgelegt.

Der Kehlkopf ist im Gesang meist einer größeren Belastung ausgesetzt, da der Sän-ger oft an die obere Grenze des Stimmumfangs stößt. Der Sänger hält viel häufiger Töne mit gleichbleibendem Vokal oder stimmhaftem Konsonant aus, dabei nimmt er öfter konstante Stellungen, der Sprecher hingegen nimmt vielfältige Konstellationen des Ansatzrohres ein. Außerdem kann er selbst bestimmen wann, wie und wo er im Verlaufe des Textes die Melodie verändert, während im Gesang die Töne festgelegt sind und gleitende Tonänderungen nur ausnahmsweise, im Rahmen der Improvisation, möglich sind. Ergänzend dazu ist der benötigte Tonumfang des Sprechens kleiner als der des Singens. Er befindet sich vorwiegend in der unteren Hälfte des Gesamtumfangs und wird auch als Indifferenzlage bezeichnet. Der bedeutendste Unterschied liegt in der Steuerung durch das Zentralnervensystem vor. Beim Gesang überwiegen bewusst gesteuerte Stimmbildung und Klangformung. Im Gegensatz dazu liegt beim Sprechen der sachliche Inhalt im Vordergrund. Das Sprachzentrum befindet sich auf der linken Hirnhälfte. Aber beim Musizieren werden Regionen in beiden Hälften des Gehirns genutzt. Der Neurologe Gottfried Schlaug von der Harvard-Universität auf der Wissenschaftskon-ferenz der AAAS (American Academy of the Advancement of Science) im kalifornischen San Diego sagte somit, dass man singend wieder sprechen lernen kann. Es soll eine Person nach einen schweren Schlaganfall durch das Singen wieder sprechen lernen können. Auch Logopäden, die Stimmstörungen dieser Art therapieren, nutzen ebenfalls Techniken des Gesangs.

Man kann somit sagen, dass wenn man Gesang und Sprechen vergleicht, sich Un-terschiede heraus heben, aber auch Gemeinsamkeiten vorliegen. Da die Vorausset-zungen für das Singen und das Sprechen die gleichen sind, kann jeder Mensch der sprechen kann auch singen, doch spielen beim Singen auch weitere Faktoren, wie das Bewusstsein über die im Körper ablaufenden Prozesse bei der Stimmgebung, Musikalität und Rhythmusgefühl eine Rolle.